Düsseldorf. Hört man auf die Klagen aus der Bevölkerung, so könnte man meinen, Verbrecherbanden seien in Deutschland vor allem in den östlichen Bundesländern aktiv. Ein Blick auf den Lagebericht zur Organisierten Kriminalität (OK) zeichnet ein anderes Bild: Die meisten Ermittlungsverfahren gegen kriminelle Banden konzentrierten sich im vergangenen Jahr auf die westlichen Bundesländer. Die einzige Ausnahme bildete Berlin.
Angeführt wurde die OK-Statistik von Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Bayern. In Thüringen stellten die Ermittler zuletzt acht Fälle von Bandenkriminalität fest. Zum Vergleich: In Nordrhein-Westfalen, wo die italienische Mafia besonders stark ist, liefen im gleichen Zeit 103 Ermittlungsverfahren.
Eine Bande, die den Ermittlern im vergangenen Jahr besonders viel Arbeit gemacht hat, stammt aus Georgien. Sie hatte Dutzende von Einbrechern als Asylbewerber nach Deutschland geschickt, wohl wissend, dass die Anerkennungsquote für Georgier bei null Prozent liegt. Die Mitglieder der Gruppe verübten Wohnungseinbrüche und Ladendiebstähle in mehreren Bundesländern.
Neuer Trick aus Rumänien
Auf einen neuen Trick hat sich nach Angaben des Bundeskriminalamtes (BKA) eine Gruppe aus Rumänien verlegt. Sie fälschte Tankkarten, mit denen man an Tankstellen in Deutschland bargeldlos zahlen kann. Die meisten Nutzer dieser gefälschten Karten seien Fahrer von Lastwagen aus Rumänien gewesen, sagt BKA-Präsident Holger Münch. Bei der Aufklärung habe die Staatsanwaltschaft in Rumänien geholfen.
Zu den Straftaten, die von Banden am häufigsten verübt werden, zählt immer noch der Rauschgifthandel. Allerdings verschiebt sich hier langsam etwas: Während die Zahl der Banden, die wegen Rauschgifthandels und -schmuggels auffielen, im vergangenen Jahr von 204 auf 188 sank, nahm die Zahl der entdeckten Schleuserbanden von 29 auf 35 zu. In diesem Jahr dürften es vermutlich noch deutlich mehr sein. Zuwächse verzeichneten die Behörden auch bei der Geldwäsche und Internet-Kriminalität.
Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur haben etwa 1200 Beamte von Zoll und Polizei am frühen Mittwochmorgen in einer großangelegten Aktion mehr als 150 Objekte durchsucht - einige auch in Nordrhein-Westfalen.
Schwerpunkt waren Firmen am Frankfurter Flughafen sowie im Großraum Frankfurt. Durchsuchungen gab es aber auch an den Flughäfen in Düsseldorf und München. Mindestens vier Hauptbeschuldigte sollen festgenommen worden sein. Eine Sprecherin des Hauptzollamtes bestätigte die Informationen.
Mehrere hundert Beamte sind allein auf dem Flughafen Frankfurt mit Durchsuchungen beschäftigt.
Der Einsatz finde im Auftrag der Staatsanwaltschaft statt und richte sich gegen Schwarzarbeit und organisierte Kriminalität, sagte sie. Weitere Details wollte der Zoll im Laufe des Tages nennen.
Nach dpa-Informationen haben die Ermittler ein Netzwerk von Firmen im Visier, die Dienstleistungen im Bereich Fracht erbringen. Es geht auch um Steuerhinterziehung und nicht abgeführte Sozialbeiträge. Vorausgegangenen waren jahrelange Ermittlungen.
Im Einsatz waren auch Spezialeinheiten der Polizei. Ein Mehrfamilienhaus in Rüsselsheim wurde gestürmt. Mitarbeiter von Zoll und Steuerfahndung durchsuchten das Haus. Dabei soll es zu Festnahmen gekommen sein.
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