Viele Kommunen im Verbreitungsgebiet können kaum mehr Flüchtlinge aufnehmen. Der Einsatz ist hoch, das Personal ist knapp, und die Möglichkeiten zur Unterbringung von Flüchtlingen in den Kommunen schwinden. Wie diese im Einzelnen damit umgehen, berichten wir aus unseren Lokalredaktionen.
Die Stadt Köln hat von Jahresbeginn bis Ende September 2862 Flüchtlinge neu aufgenommen. Inzwischen kommen 1200 im Monat. Zudem verteilt die Drehscheibe am Flughafen jede zweite Nacht mehrere Hundert Ankommende auf Unterkünfte in NRW. Hunderte Freiwillige helfen, ebenso mehrere Hilfsorganisationen.
Mehr als 8600 Flüchtlinge leben in Obhut der Stadt Köln, 1188 in den drei Notaufnahmen der Stadt. 2595 Menschen sind in 40 Herbergen einquartiert, 3261 in Wohnungen, 1198 leben auf Feldbetten in acht Turnhallen. Zudem bringt die Stadt im Landesauftrag 166 Flüchtlinge unter und betreut sie. Das Land selbst betreibt in Köln eine Zeltanlage für 860 Bewohner.
Per Amtshilfeersuchen hat die Bezirksregierung Köln von der Stadt schon Hunderte Unterkunftsplätze samt Betreuung angefordert. Doch der Betrieb dieser Heime in der Stadt lastet die Hilfsorganisationen, die diese Betreuung leisten könnten, nahezu aus. In der Stadt ist Wohnraum knapper denn je. Die acht Sporthallen fehlen für Schul- und Vereinssport - auch im Ligabetrieb. Der Bau von Wohnungen für anerkannte Flüchtlinge kommt kaum nach. Große Leichtbauhallen sollen ab nächstem Jahr die belegten Sporthallen ablösen.
Die Kämmerei rechnet mit 11 000 Flüchtlingen bis Jahresende und veranschlagt 125 Millionen Euro. (mfr)
"Fehlanzeige" - mit dieser ebenso knappen wie eindeutigen Aussage reagieren inzwischen auch viele Kommunen im Rhein-Sieg-Kreis auf die Bitte der Bezirksregierung, weitere Unterbringungsmöglichkeiten zu schaffen. Rund 7500 Flüchtlinge werden in den 19 Städten und Gemeinden des Kreises derzeit betreut, das Gros in der Zuständigkeit der jeweiligen Kommunen, doch auch der Rhein-Sieg-Kreis betreibt inzwischen zwei Erstaufnahmeeinrichtungen in Sporthallen in Troisdorf und Hennef in Eigenregie. Nicht nur die Rathäuser der kleinen Gemeinden "fahren deshalb personell auf der letzten Rille", wie Eitorfs Bürgermeister Rüdiger Storch sagt. In den Verwaltungen häufen sich die Überstunden. Am Limit arbeitet auch die Verwaltung der Kreisstadt Siegburg. Weitere Unterkünfte für Flüchtlinge seien räumlich machbar, aber personell nicht mehr zu organisieren. Vielerorts bleibt in diesen Tagen Arbeit liegen. Damit Fristen nicht ausufern, haben vereinzelt Rathausmitarbeiter ihren Urlaub kurzfristig verschoben. (pf)
Mehr als 3300 Asylbewerber leben zurzeit in den 13 Kommunen des Oberbergischen Kreises - etwa 1600 mehr als noch zu Jahresbeginn. Zudem gibt es 1449 Plätze in Erstaufnahmeeinrichtungen - über 900 davon allein in Regie des Kreises. Die Bitte der Bezirksregierung, in jeder Kommune weitere 70 Plätze für die Erstaufnahme zu schaffen, haben Kreis und Kommunen abgelehnt. Vor allem die kleineren Gemeinden sehen keine Möglichkeit, den Betrieb im Drei-Schicht-System zu gewährleisten. Auch wenn die Mitarbeiter der Verwaltungen Überstunden ansammeln, sind Einschränkungen für die Bürger bislang kaum spürbar. Nur in Wipperfürth mussten zuletzt die Öffnungszeiten des Sozialamtes eingeschränkt werden. Getragen wird die Betreuung von einem großen Engagement der Bevölkerung. Überall gibt es Initiativen oder Vereine, die Flüchtlinge unterstützen. (kmm)
Aktuell sind in den Kommunen 4073 Asylsuchende aus der Regelzuweisung untergebracht. Rund zwei Drittel von ihnen sind seit Januar 2015 zugewiesen worden. In den Erstaufnahmeunterkünften halten der Kreis und die Kommunen insgesamt 3555 Plätze vor - rund 1250 davon stehen kurz vor der Fertigstellung, darunter das Zeltlager in Bergheim-Niederaußem mit 1000 Plätzen. Aktuell leben in den Notunterkünften rund 2100 Flüchtlinge. Diese Menschen sind alle seit Juli in den Kreis gekommen. In allen Kommunen sind viele ehrenamtliche Helfer als Dolmetscher, Sprachlehrer und in der Betreuung tätig. Überstunden, die durch den Einsatz der Mitarbeiter in den Verwaltungen entstanden sind, sollen abgebaut werden, sobald sich die Lage entspannt, heißt es aus den Rathäusern. Der Service für die Bürger werde nicht eingeschränkt. (fun)
Rund 1700 Flüchtlinge mussten die elf Städte und Gemeinden seit 1. Januar 2015 unterbringen und versorgen. Dabei, so der Tenor aus den Verwaltungen, stoßen sie mehr und mehr an ihre Grenzen.
Vor allem im nördlichen Teil des Kreises wird es immer schwieriger, Unterkünfte zu finden. In der Kreisstadt Euskirchen wurde in einem ehemaligen Firmengebäude der DHL eine Notunterkunft des Landes eingerichtet, in der Platz für 450 bis 500 Menschen besteht.
Neun der elf Bürgermeister im Kreis Euskirchen haben das Schreiben an Bundeskanzlerin Angela Merkel unterschrieben, in dem die Regierungschefin gebeten wird, Maßnahmen zur Begrenzung des Zuzugs und für schnellere Abschiebungen zu ergreifen. Auch die beiden übrigen Bürgermeister aus Weilerswist und Hellenthal schließen sich dieser Aufforderung an. Alle Verwaltungschefs beklagen die mangelnde finanzielle Unterstützung durch Bund und Land, loben aber auch die große Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung. (sch)
Der Druck auf die Städte und Gemeinden im Rheinisch-Bergischen Kreis ist enorm groß. Die beiden Städte Overath und Rösrath besitzen gar keine Kapazitäten mehr für die Unterbringung von Flüchtlingen. Die Kreisstadt Bergisch Gladbach hat schon zwei Schulturnhallen mit Flüchtlingen belegt, die dritte folgt am kommenden Montag. Damit nicht noch mehr Schul- und Vereinssport ausfallen müsse, hat sich Bürgermeister Lutz Urbach jetzt an Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt gewandt, mit der Anregung, auch bundeseigene Liegenschaften für Unterkünfte zu nutzen. Bei der Betreuung der Flüchtlinge setzen alle Kommunen auf die Hilfe von Ehrenamtlern: Sie bieten Sprach- und Spielangebote, begleiten bei Amtsgängen oder besorgen Kleidung. (ub)
Bonn hat nach Angaben der Stadtverwaltung 2015 bislang 1592 Flüchtlinge aufgenommen. Aktuell werden 2029 Flüchtlinge und rund 300 Menschen im Rahmen der Amtshilfe für das Land beherbergt. Hinzu kommen rund 1000 Flüchtlinge, die vom Land untergebracht wurden. Die Bereitstellung neuer Unterkünfte werde ständig geprüft und die entsprechende Herrichtung veranlasst. Um den deutlich gestiegenen Herausforderungen bei der Unterbringung und Betreuung der Flüchtlinge gerecht zu werden, werden alle Personalkapazitäten gebündelt. Vor allem im Sozial- und im Ausländeramt sowie im Dienstleistungszentrum sei die Arbeitsbelastung gestiegen, und es sei nicht auszuschließen, dass sich Wartezeiten verlängern.
Für Betreuung, Versorgung und Unterbringung von Flüchtlingen wurden bislang 16,1 Millionen Euro ausgegeben. (wki)
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