BERLIN/BONN. Es gibt Fortschritte bei der Bekämpfung des weltweiten Hungers. Doch bewaffnete Konflikte machen diese Erfolge zunichte. Besonders problematisch sind dabei Konflikte mit zahlreichen Parteien.
Etwa 795 Millionen Menschen weltweit hungern oder leiden an Unterernährung. Das geht aus dem neuen Welthunger-Index 2015 (WHI) vor, der gestern von der Welthungerhilfe und dem Internationalen Forschungsinstitut für Ernährungs- und Entwicklungspolitik (IFPRI) in Berlin vorgestellt wurde.
Mehr als jedes vierte Kind auf der Welt leidet demnach unter chronischer Unterernährung, und neun Prozent aller Kinder sind akut unterernährt. Eine der Hauptursachen für den weltweiten Hunger sind bewaffnete Konflikte.
Zugleich macht der Welthunger-Index 2015, an dem auch das irische Hilfswerk "Concern worldwide" beteiligt war, die Fortschritte bei der Bekämpfung des Hungers deutlich. Seit dem Jahr 2000 sei die Zahl der Menschen, die deutlich zu wenig zu essen haben, insgesamt um etwa ein Viertel (27 Prozent) zurückgegangenen.
So konnten 17 Länder ihren Hungerwert um mindestens 50 Prozent reduzieren, darunter Brasilien, Kirgistan, Peru und Kroatien.
Auch in früheren Bürgerkriegsländern wie Angola, Äthiopien und Ruanda hat sich die Ernährungslage schon verbessert, wie der Bericht zeigt. Sie bleibe trotzdem weiter kritisch. Am problematischsten ist die Situation demnach immer noch in Afrika südlich der Sahara und in Südasien.
"Konflikte wie in Syrien, dem Irak oder dem Südsudan sind die größten Hungertreiber", sagte die Präsidentin der Welthungerhilfe, Bärbel Dieckmann.
Derzeit seien schätzungsweise 172 Millionen Menschen von bewaffneten Konflikten betroffen. Nur wenn es gelinge, die Ursachen für Konflikte und Kriege zu beseitigen, könne der Hunger langfristig besiegt werden. Der enge Zusammenhang zwischen bewaffneten Konflikten und Hunger wird dem Bericht zufolge besonders bei aktuellen Kriegen deutlich, in denen neben nationalen Armeen und Rebellen auch ethnische Milizen, paramilitärische Verbände, Söldner sowie internationale Streitkräfte beteiligt sind. Langfristige, nachhaltige Lösungen seien wegen der vielen Akteure schwierig, und Hilfsorganisationen hätten kaum Zugang zu den Bedürftigen. Beispiele dafür seien Syrien und Afghanistan. Für solche Konflikte müsse die Staatengemeinschaft Lösungen finden - auch um weitere Hungersnöte zu vermeiden, betonte Dieckmann.
IFPRI-Sprecher Klaus von Grebner betonte, Hunger sei ein "komplexes Problem". Neben landwirtschaftlichen müssten auch soziale Lösungen und Ernährungsstrategien gefunden werden. "Wenn diese drei Maßnahmen zusammenkommen, dann ist der Erfolg am größten." Beispielhaft hierfür sind Grebner zufolge Brasilien, Vietnam und Thailand.
Der Welthunger-Index erscheint 2015 zum zehnten Mal und erfasst die Hungersituation in 117 Ländern. Aufgrund fehlender Daten zur Unterernährung konnten die WHI-Werte 2015 für einige Länder mit notorisch hohen Hungerwerten nicht errechnet werden, darunter Burundi, die Demokratische Republik Kongo, Eritrea, die Komoren, Somalia, der Sudan und der Südsudan.
- wie die Politik ein ernsthaftes Problem in unverantwortlicher Weise zur Herausforderung umettikettiert und zur Chance schönredet.
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