Bergneustadt. Die Erleichterung war spürbar - bei allen. Es gab keine kritischen oder gar bösartigen Untertöne bei der Informationsveranstaltung „Flüchtlingssituation in Bergneustadt“, die gestern im Bergneustädter Krawinkelsaal stattfand. Auch Bürgermeister Wilfried Holberg war froh, dass die Bürger trotz einiger Einschränkungen weiterhin aktive Willkommenskultur leben. Die Bergneustädter schienen verstanden zu haben, dass die Situation der Flüchtlinge schlimm und es Menschenpflicht ist, ihnen Obdach und Hilfe zu gewähren. Sowohl vor als auch nach der Veranstaltung waren vor allem zwei Sätze immer wieder zu hören: Dass die Situation nicht wegzudiskutieren sei und dass man helfen müsse. Allerorten waren diese Äußerungen verbunden mit der Frage: „Wie? Und zu welchem Preis?“
Eine Folge der sich nahezu wöchentlich nach oben aktualisierenden Zahl von Hilfesuchenden, die der Stadt als Flüchtlinge zugewiesen werden, könnte in Kürze spürbar werden. Bürgermeister Wilfried Holberg erklärte den Bürgern, die im Volksmund „alte Turnhalle“ genannte, kleine Mehrzweckhalle im Schulgebiet „Auf dem Bursten“ komme als zusätzliche mögliche Flüchtlingsunterkunft in Frage. Die Stadt habe den für die Unterbringung von Flüchtlingen geeigneten Wohnraum inzwischen ausgeschöpft.
Rund 230 Asylbewerber leben bereits in Bergneustadt. Die im ehemaligen Gästehaus im Stadtteil Hackenberg eingerichtete und von den Johannitern betriebene Notunterkunft des Landes ist mit 97 Flüchtlingen voll belegt. Das im Stadtteil Sessinghausen befindliche ehemalige Verwaltungsgebäude der Firma Aubema/Santvig wird zur Flüchtlingsunterkunft umgebaut und soll laut Stadtverwaltung im Dezember in Betrieb genommen werden. Bürgermeister Holberg betonte, wenn man vermeiden wolle, dass es zu Einschränkungen beim Schulsport komme, bleibe nur die „alte Turnhalle“ als mögliche Unterkunft: „Weil dort vornehmlich Vereinssport stattfindet, der bei der Hallenbelegung anderweitig berücksichtigt und umgelegt werden kann.“
Davon seien die Vereine TV Bergneustadt, TV Klein-Wiedenest, der Boxring sowie Sportkurse der VHS und der Kita Don Bosco betroffen, sagte Dieter Kuxdorf, der Vorsitzende des Stadtsportverbandes. Neue Hallenzeiten würden sich aber nur schwerlich finden lassen. „Wer die Hallenbelegung kennt, weiß, dass von einer einfachen Umbelegung keine Rede sein kann.“ Holberg erklärte, die Stadt habe keinen Einfluss auf Entscheidungen und Zuweisungen des Landes: „Es gibt keinen städtischen Masterplan. Wir sind weisungsgebunden, und der Regierungspräsident wird Zugriff auf Räumlichkeiten nehmen, die in Frage kommen.“ Der Boxring kündigte im Laufe der Informationsveranstaltung an, die nötigen Maßnahmen zu unterstützen. Der donnernde Applaus, der dieser Äußerung folgte, ließ die Frage, wo der Verein dann trainieren soll, unbeantwortet.
Vertreter der Flüchtlingshilfe aus den Stadtteilen Dreiort, Innenstadt, Hackenberg, Neuenothe und Wiedenest stellten ihre Arbeit vor. Kerstin Neuhaus von den Johannitern Oberberg schilderte die Erfahrungen, die sie als Betreuungsleiterin in den ersten Tagen in der Notunterkunft auf dem Hackenberg machte: „Die Leute kamen an, verschüchtert, viel zu dünn bekleidet und schon nach wenigen Tagen ist die Stimmung gelöst.“ Befürchtungen, die Flüchtlinge könnten Frauen unter den ehrenamtlichen Helfern respektlos oder abschätzig begegnen, hätten sich als völlig unbegründet herausgestellt.
Wenngleich Berthold Grütz davor warnte, die anstehende Erhöhung der Grundsteuer B im Stadtgebiet auf die Flüchtlinge zurückzuführen, prägte sich bei den Bürgern die Äußerung Wilfried Holbergs ein, dass die Situation sich auch steuerlich auswirken werde. Sein Appell an die Landes- und Bundespolitiker fand lang anhaltenden Beifall: „Es ist nicht ok, dass die Kostenlast derart auf den Kommunen liegt. Wir regeln schon so viel im Ehrenamt. Wenn wir schon den Job machen, dann erwarte ich, dass auch finanziell vom Bund hier etwas ankommt.“ Dass die Botschaft zumindest ankommt, ist wahrscheinlich: Ein Team des ZDF, interessiert am Umgang mit Bürgerinteressen in der Asyl- und Flüchtlingspolitik, zeichnete die Informationsveranstaltung auf.
- wie die Politik ein ernsthaftes Problem in unverantwortlicher Weise zur Herausforderung umettikettiert und zur Chance schönredet.
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