Pegida und die Demokratie - das ist eine schwierige Symbiose. Bei allem Unverständnis für so manche Entgleisung der Akteure darf man natürlich das Recht auf öffentliche Formulierung von Ängsten nicht verunglimpfen. Denn diese werden durchaus von einem Großteil der Bevölkerung geteilt, doch zum Glück nicht mit extremistischen Mitteln zum Ausdruck gebracht. Statt die Anzahl der Protest- und Gegenprotestteilnehmer zum Kern des Geschehens zu machen, wäre die Politik besser damit beraten, konkrete Aufklärung zu betreiben. Ein simples "wir schaffen das" oder "böse Pegida" liefert keine Antworten.
Fatal ist zudem der Widerspruch zwischen Reden und Handeln. Der hypothetische Satz vom Friedenschaffen steht konträr zur Lieferung von U-Booten in Kriegsgebiete. Indem wir vom Tod leben, "produzieren" wir immer mehr Menschen in Not. Ja genau, wir sind mitverantwortlich für das bittere Desaster in diesen Ländern - sei es nun im mittleren Osten oder in Afrika. Auch das muss man unverblümt sagen dürfen. Durch Waffenlieferungen und Ausbeutung trugen und tragen wir immer weiter zu diesen Katastrophen bei. Aber unser Bundesbürger sieht weder von der Politik noch von der wohlgenährten Wirtschaft einen Schritt Richtung Buße.
So ist es logisch, dass das Leid Kurs auf uns Mitverursacher nimmt. Warum aber verkommt das Thema "Entwicklungshilfe" hierzulande seit Langem zur Bedeutungslosigkeit? Was passiert überhaupt mit dem Entwicklungshilfeetat? Und warum nutzt man die vielgerühmte Hilfsbereitschaft der Deutschen nicht zur praktischen und finanziellen Verbesserung der Zustände in den Krisenländern? Denn dort sitzen die richtig Armen, denen eine Flucht finanziell nicht möglich ist. Gut kommuniziert hätte sicher der überwiegende Bevölkerungsanteil Verständnis für die Erhebung eines Entwicklungshilfe-Solis - vorzugsweise zu entrichten von den Nutznießern des Spitzensteuersatzes. Es gilt, der Flucht die Grundlage zu entziehen.
Wenn nun die Anti-Pegida-Kampagne dazu führt, dass Menschen sich nicht mehr trauen, ehrlich ihre Befürchtungen zu formulieren, hat Pegida hier gepunktet. In einer Demokratie muss es möglich sein, Zukunftsängste aussprechen zu können, ohne gleich in den Verdacht der Fremdenfeindlichkeit zu geraten. Aber vielleicht ist ja dieses mediengestützte Anklagegebaren gegen jede unangenehme Frage nur eine Masche, um von der Ratlosigkeit der Verantwortlichen abzulenken. Je einseitiger aber die Berichterstattung ist, desto weniger fühlt sich der Mensch mit seinen durchaus auch mal kritischen Fragen ernst genommen.
So jedenfalls kann die Antwort auf rechtsradikale Hetze nicht aussehen - im Gegenteil! Klare Konzepte (seien es auch erst einmal nur Entwürfe) sind ein probates Mittel gegen Ängste und offen diskutierte Lösungswege sind eine gute Alternative zu Aufmärschen, um Gehör zu finden.
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