WEGSCHEID/PASSAU. Die Familien mit ihren kleinen Kindern rücken auf den Folien und Decken ganz nah zusammen. Die Kälte und Feuchtigkeit macht ihnen zu schaffen. Stundenlang warten rund 2500 Flüchtlinge, darunter viele Säuglinge, auf der österreichischen Seite bei Wegscheid auf einer nassen Wiese im Licht der Scheinwerfer. Die Temperaturen auf 700 Metern Höhe liegen in der Nacht zum Donnerstag bei zwei Grad, am Boden sogar darunter. Nebenan fließt ein Bach, der zudem Kälte und Nässe bringt.
"Es ist nur eine Frage der Zeit, wann das erste Baby hier erfriert", sagt Lothar Venus von der Stabsstelle des Landkreises Passau.
Viele der wartenden Menschen müssen lange in der Kälte ausharren. Auf deutscher Seite gibt es zu wenige Busse, um die Flüchtlinge in die Unterkünfte in Bayern zu bringen.
Am späten Mittwochabend heißt es dann, dass zehn Busse aus München kommen sollen. Diese können aber nur etwa 600 Menschen zu den Unterkünften bringen Insgesamt sind es 6500 Flüchtlinge, die an diesem Tag im Raum Passau ankommen.
"Was sind bei dieser Menschenmenge schon zehn Busse, wir bräuchten hier 40, um die Menschen rasch ins Warme zu bringen", schimpft Venus. "Sinnvoll wäre, wenn die Busse aus Österreich gleich mit den Flüchtlingen nach Deutschland in die Unterkünfte fahren würden", schlägt der Sprecher der Bundespolizeiinspektion Freyung, Frank Koller, vor. Dann wäre das stundenlange Warten in der Kälte überflüssig. In den vergangenen Tagen sind einige Kinder bereits mit Unterkühlung ins Krankenhaus gebracht worden - einige Mütter hatten ihre Babys zum Schutz vor der Kälte sogar in Kartons gelegt.
Der Zustrom hält auch an diesem Donnerstag an. Gegen Mittag rollen die ersten Busse von Österreich an die Grenzübergänge bei Passau und Wegscheid. 50 Busse mit bis zu 3000 Migranten haben die österreichischen Behörden angekündigt. Nach den Erfahrungen der vergangenen Tage rechnen die Bundespolizisten aber mit deutlich mehr. Für die Flüchtlinge bedeutet dies: Je mehr auf einmal ankommen, desto länger stehen sie ungeschützt in der Kälte. Dabei wird das Wetter immer unwirtlicher: Sprühregen hat sich zu den ohnehin kalten Temperaturen gesellt.
Durch die lange Wartezeit in der Kälte besteht die Gefahr, dass sich die Flüchtlinge irgendwann selbst in Bewegung setzen und auf eigene Faust den Weg nach Deutschland suchen. Dabei müssten sie drei Kilometer an der dunklen Bundesstraße entlanggehen - eine lebensgefährliche Aktion. Zwei Nächte zuvor haben 1000 Flüchtlinge die Sperre der Bundespolizei durchbrochen und sich auf den Weg gemacht.
Dieses Szenario können die Beamten in der Nacht zu Donnerstag vermeiden - auch mit Hilfe eines Unternehmers aus Wegscheid. Kurzfristig räumt dieser eine Werkstatthalle frei und stellt sie als Notquartier zur Verfügung. Ein Bus wird abgestellt, und im Pendelverkehr werden 300 Menschen bis kurz nach Mitternacht in die Halle gebracht. Sie haben nach Stunden in der Kälte wenigstens ein Dach über dem Kopf.
An den Wartestellen bekommen die Menschen vom Österreichischen Roten Kreuz Tee, Gemüsesuppe, Zwieback und Obst. Die Decken, die die Helfer bereithalten, nehmen nur die Wenigsten an. Sie haben Angst, Zeit zu verlieren, wenn sie aus der Schlange der Wartenden treten und sich wieder hinten anstellen müssen. Stunden später bereuen sie dies: Frierend hocken oder schlafen sie auf dem kalten Asphalt. Manche wärmen sich am offenen Feuer.
Erst gegen 3 Uhr werden die letzten wartenden Flüchtlinge von den Grenzorten in die Unterkünfte gebracht - und nach einigen Stunden hier in Erstaufnahmeeinrichtungen in ganz Deutschland verteilt. Die Helfer und Polizisten bereiten sich derweil auf eine weitere kalte Nacht vor. (dpa)
- wie die Politik ein ernsthaftes Problem in unverantwortlicher Weise zur Herausforderung umettikettiert und zur Chance schönredet.
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