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Samstag, 10. Oktober 2015

Das Ende des bangen Schweigens

KÖLN. Da platzte ihr der Kragen. Ein türkischstämmiger Mann, der sich bedroht fühlte, rief die Polizei per Notruf. Als die griechischstämmige Tania Kambouri und ihre Kollegin aus dem Wagen stiegen, wurde der Mann stinksauer. Er wollte partout nur mit männlichen Polizisten sprechen; die beiden "Bullenschlampen" schickte er weg.
Die 1983 in Bochum geborene Tania Kambouri ist die Tochter eingewanderter griechischer Eltern. Sie ist von Geburt an Deutsche. Und sie betont, nichts gegen Ausländer zu haben. Sie hat sich nach dem Abitur bei der Polizei beworben und ausbilden lassen, weil sie schon als Kind unbedingt Streifenpolizistin werden wollte. Ihren Unmut über die wachsende Zahl verbaler und körperlicher Übergriffe auf sie selbst und ihre Kollegen formulierte Tania Kambouri erstmals im Herbst 2013 in einem Leserbrief in der Gewerkschaftszeitung "Deutsche Polizei".
Die Resonanz war überwältigend: Hunderte Kollegen unterstützten ihren Beitrag und ermutigten sie, ihre Kritik in die Öffentlichkeit zu tragen. Nach diesem Zuspruch (und ferner angeregt durch den bizarren Vorfall mit dem türkischstämmigen Herrn) hat die Polizeikommissarin nun ein Buch über ihre Arbeit und ihre Beobachtungen geschrieben, das bei Piper erschienen ist. Sie will nicht mehr länger verschweigen, was sie nahezu täglich erlebt. Mit einer Minderheit, die sich einfach nicht an die Regeln der hiesigen Gesellschaft halten will. Vor allem mit arabischen Muslimen. "Wir dürfen einfach nicht verschweigen, was die Realität ist", sagt sie. "Wir müssen klar und deutlich thematisieren, was die Probleme sind." 
 "Frei Schnauze" heißt es bei den Polizisten, wenn jemand mal deutlich sagt, wie es wirklich zugeht auf Streife. Das tun aber die allerwenigsten, sagt Tania Kambouri. Weil sie dann gleich mit den Nazis verglichen werden. Beamte haben Hemmungen, gegen straffällige Migranten auszusagen und deren Taten zu ahnden, weil sie mit Sanktionen ihrer Vorgesetzten rechnen. Es handle sich bei dieser Minderheit um Täter, die, so versichert Kambouri, "das Grundgesetz nicht achten und eine Parallelgesellschaft bilden". Sie täten, was sie wollten - in der Gewissheit, dass es kaum Folgen für sie haben werde. Arabische Clans herrschen in Großstädten über ganze Stadtviertel, terrorisieren manche Einwohner und führen Bandenkriege. Sie beleidigen Polizisten, spucken sie an, schlagen zu und verfügen nicht selten über ein beeindruckendes Waffenarsenal. 
Dennoch raten Vorgesetzte ihren Kollegen an der Front, bei Konfrontationen äußerst vorsichtig und bei Anzeigen wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt oder Körperverletzung zurückhaltend zu sein. Die "sanfte Linie" sei aber völlig falsch, versichert die Polizistin, die zwar bescheiden auftritt, aber sich nicht mehr den Mund verbieten lassen will. Die Öffentlichkeit müsse aufgeklärt werden, sagt sie. "Damit sich etwas ändert." Für wen hat sie das Buch geschrieben? "Für alle, die miteinander in Frieden - und nicht gegeneinander - in Deutschland leben wollen." Tania Kambouri erklärt in ihrem Buch, was aus ihrer Sicht unerlässlich ist: Menschen in unserer Gesellschaft, die unsere Kultur verachten und Polizeibeamte grundsätzlich als Feinde betrachten, sollten mit "ernsthaften Sanktionen" gebremst werden. Das heißt: Geldstrafen, Kürzung oder Streichung sämtlicher Sozialhilfen durch den Staat, im Ernstfall Gefängnis. Kambouri schreibt: "Es gibt schon zahlreiche Integrationsmöglichkeiten in Deutschland, wenn auch in Bezug auf Erziehung, Bildung und Prävention noch so einiges verbessert werden kann. Ist jedoch kein Integrationswille vorhanden, laufen alle Hilfsangebote ins Leere. Ergeben sich daraus erhebliche Nachteile für die gesamte Gesellschaft, führt kein Weg an Sanktionen vorbei.
Ein heikles Feld. Kambouri weiß das. Die schärfsten Gegner ihrer Vorschläge sind die "sozialromantischen Anhänger eines unkritischen Multikulti", formuliert sie. Auch von "Kulturrelativisten" ist die Rede, die "Probleme nur halbherzig angehen", so dass "die Gesellschaft vor einer inneren Zerreißprobe" stünde. Sie versteht ihr Buch als Weckruf, als Brandbrief. Wer glaubt, sie wandle auf den Spuren Thilo Sarrazins, dem antwortet sie, dass sie von niemandem eine komplette Assimilation verlange. Aber Verstößen gegen hiesiges Recht und Gesetz, gegen hiesige Konventionen und Werte müsste "vor allem mit klaren Ansagen" begegnet werden. Polizei und Justizbehörden agieren ihrer Meinung nach zu lasch. In Aiman Mazyek, Vorsitzender des Zentralrats der Muslime, hat sie einen Mitstreiter: Er will Flüchtlingen eine "Integrationsvereinbarung" zumuten. "Diese Vereinbarung kann Flüchtlinge motivieren, die Sprache zu lernen, gesellschaftliche Regeln zu akzeptieren und das Grundgesetz zu respektieren", sagt Mazyek.

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