Katterbach. "Wir bedauern den Mangel an elementarem Respekt, den uns die Leitung der Einrichtung entgegenbringt", heißt es in einer Petition, die 60 Flüchtlinge aus dem Zeltcamp in Katterbach an Bürgermeister Lutz Urbach geschickt haben. "Wir empfehlen deshalb und bitten darum respektvoll, dass die Leitung ersetzt wird." Es sind die Lebensbedingungen dort, die den Menschen zusetzen. Fast noch schlimmer aber ist für die Unterzeichner das Gefühl, mit den Problemen alleine gelassen zu werden, die das Zusammenleben auf engem Raum mit sich bringt.
Das Deutsche Rote Kreuz, das die Unterkunft im Auftrag der Stadt Bergisch Gladbach betreibt, weist die Vorwürfe entschieden zurück.
In Katterbach leben derzeit 344 Menschen in zwei großen Leichtbauzelten. 390 werden es demnächst sein, denn der Zuzug von Flüchtlingen hält an. Diejenigen, die jetzt schon dort untergebracht sind, kritisieren vor allem organisatorische Probleme. Es gibt ihrer Auffassung nach zu wenig Steckdosen zum Aufladen ihrer Handys, die einzige Möglichkeit Verbindung zu den Familien zu halten. Das verursache Konflikte untereinander, weil jeder sich vordrängeln wolle.
Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass der Wäscheservice schlecht funktioniere. Schmutzige Wäsche bliebe oft liegen. Die Böden seien meistens verdreckt, weil die Zelte nun mal auf einem Asche-Sportplatz stünden. Sie litten darunter, dass es in den Zelten keine Privatsphäre gebe. Deutsch zu lernen, falle da schwer.
"Wir haben uns mehrmals an den Leiter des Camps gewandt, werden aber von ihm nicht ernst genommen", erzählt Ahmad A. im Gespräch mit dieser Zeitung. Seinen wirklichen Namen möchte der Syrer nicht nennen, weil er Repressalien befürchtet. Ehrenamtliche Helfer der Wuppertaler Flüchtlingshilfe Nordstadt bestätigen die von den Flüchtlingen bemängelten hygienischen Zustände. Sie berichten, dass 14 ihrer Schützlinge auf eigene Faust und gegen die Vorschriften nach Wuppertal in ihre bisherige Unterbringung zurückgekehrt seien, "weil sie unter gar keinen Umständen in dieser Zeltstadt bleiben wollten".
Betreiber weist Kritik zurück
Trotzdem haben die Wuppertaler Ehrenamtler sie zurück nach Bergisch Gladbach gebracht, um die Asylverfahren nicht zu gefährden. "Wir waren entsetzt über die verschmutzten Toiletten und Duschen", schildert eine Helferin ihre Eindrücke. Auch die Tische und Stühle im Gemeinschaftszelt seien klebrig und schmutzig gewesen.
Bei einem spontanen Gang über das Gelände ist das Mobiliar sauber, der Boden im Zelt aber nicht. Denn die Unterkünfte stehen auf einem Asche-Sportplatz, der sich an Regentagen in eine rotbraune Matschlandschaft verwandelt. Die Folge: Der Dreck wird ständig in die Zelte und Sanitäranlagen hineingetragen.
"Das Camp befindet sich noch im Aufbau", erklärt Reinhold Feistl, Geschäftsführer des Kreisverbands Rheinisch-Bergischer Kreis des Deutschen Roten Kreuzes. Deshalb könnten Probleme erst nach und nach gelöst werden: "Dafür bitten wir die Bewohner um Geduld." Für die Ordnung und Sauberkeit im Haus trügen die Bewohner aber eine Mitverantwortung. "Wir geben hier jeden Tag unser Bestes, den Menschen das Leben erträglich zu machen", betont Feistl.
Der Vorwurf, die Menschen nicht respektvoll zu behandeln, sei "vollkommen ungerechtfertigt". Die Campleitung sei bestens ausgebildet, um diese Einrichtung zu leiten.
Der Leiter der Zeltstadt sagt zu der Kritik: "Niemand wird an den Pranger gestellt, wenn er Probleme anspricht." Als Reaktion auf die Petition hat das DRK Mitte Dezember eine Vollversammlung einberufen. "Nichts ist danach passiert", bedauert Ahmad A.
Das gehe nicht von heute auf morgen, sagt Stadtsprecherin Marion Linnenbrink. Die Stadt bemühe sich um Verbesserungen. Der Untergrund soll, wo es möglich ist, mit Schotter befestigt werden. Weitere Ladestationen für Handys würden noch angebracht. Ein zweites Zelt als Gemeinschaftsraum sei geplant.
Ahmad A. sagt, dass viel mehr Bewohner die Petition an den Bürgermeister unterschrieben hätten. Doch aus Angst, dass sie kein Asyl bekommen, hätten sie es gelassen. Immer wieder betont der Syrer, wie dankbar er und seine Mitbewohner für die Hilfe der Stadt Bergisch Gladbach seien. Eine schriftliche Antwort auf die Petition werde Bürgermeister Urbach nicht geben, heißt es aus der Pressestelle. Die Mitarbeiter des Sozialamtes stünden aber jederzeit für Gespräche mit den Flüchtlingen zur Verfügung.
- wie die Politik ein ernsthaftes Problem in unverantwortlicher Weise zur Herausforderung umettikettiert und zur Chance schönredet.
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