MARIENHEIDE. Bis zuletzt war ungewiss, ob es tatsächlich 210 Flüchtlinge sein würden, die gestern Abend im ehemaligen VdK-Heim aufgenommen werden mussten. Kreisdirektor Jochen Hagt konnte aber am Nachmittag der Bezirksregierung die pünktliche Aufnahmebereitschaft melden. In einem logistischen Kraftakt war das Haus am Wochenende als Erstaufnahmelager für Asylsuchende ausgerüstet worden.
Handwerker von knapp 20 örtlichen Betrieben, Kreisbedienstete sowie Freiwillige von THW, DRK, Maltesern und Feuerwehr waren dafür im Einsatz, zusammen mehr als 300 Menschen.
Kreisdirektor Hagt war gestern "dankbar, dass aus dem Stand heraus so viele ehrenamtliche Helfer und bereitwillige Firmen mit Feuereifer bei der Sache waren und einen tollen Job gemacht haben." Erfreulich sei auch, dass zahlreiche Oberberger über das neue Bürgertelefon Sachspenden angeboten hätten. Marienheides Bürgermeister Stefan Meisenberg berichtet von einer breiten Zustimmung in der Bevölkerung dafür, das VdK-Heim zu nutzen, statt Turnhallen zu sperren.
Unter anderem musste das in fünf Jahren Leerstand gewucherte Grün rund um das Haus zurückgeschnitten und ein Zaun um das Gelände herum errichtet werden. Drinnen erneuerten die Handwerker Heizung und Wasserleitungen, zugleich wurden Brandmeldeanlagen und Doppelstockbetten eingebaut. Außerdem hatte das komplette Haus eine Grundreinigung nötig.
In der vergangenen Woche hatte der vorsorglich eingerichtete Krisenstab unter Hagts Leitung bereits zweimal getagt, bis das Land am Freitagnachmittag tatsächlich um Amtshilfe bat. Der Kreis hatte alle oberbergischen Kommunen abgefragt, ob sie ein geeignetes Haus vorschlagen können. Am Samstagmorgen war der Mietvertrag für das ehemalige VdK-Heim unterschriftsreif. Kreisdirektor Hagt versicherte, dass er bereits noch andere Objekte im Auge habe, falls dem Kreis weitere Flüchtlinge zur Erstaufnahme zugeteilt würden: "Wenn man sieht, was in Bayern los ist und wie es mit der Aufnahmebereitschaft in anderen Bundesländern aussieht, weiß man, was auf NRW zukommt."
Harald Klotz vom Kreissozialamt ist für die Leitung des Aufnahmelagers zuständig und erläuterte gestern den Ablauf bei der Neuaufnahme. Die Ankömmlinge werden zunächst in Zelten vor dem Haus begrüßt und auf Waffen und Drogen untersucht. Drinnen werden sie vom Ausländeramt registriert, danach vom Rettungsdienst erst oberflächlich und anschließend von Ärzten gründlich auf Erkrankungen untersucht. Während die Flüchtlinge auf die Verteilung auf die Zimmer warten, wird ihnen Hühnerfrikassee mit Reis gereicht.
SICHERHEIT
Der Vorfall in Oberwiehl gibt auch Oberbergs Polizeichef Rainer Gosebruch Anlass zur Sorge. Wie er gestern in Marienheide berichtete, seien zudem im Umkreis der Strombacher Unterkunft Flugblätter aufgetaucht, die einen volksverhetzenden Anschein haben. "Der Verdacht, dass es zu weiteren Straftaten kommt, liegt nahe." Die Bürger werden gebeten, Hinweise auf fremdenfeindliche Aktivitäten weiterzugeben: "Wir können nicht überall sein."
Polizeisprecher Jürgen Dzuballe berichtet, dass das Sicherheitskonzept für die Marienheider Einrichtung noch einmal überdacht wurde. Die Polizei will nun stärkere Präsenz zeigen. Im und am Haus sei ein zertifizierter Sicherheitsdienst tätig. Polizeichef Gosebruch betont: "Die Menschen kommen aus Ländern, in denen die Polizei nicht auf einer rechtsstaatlichen Grundlage auftritt. Wir wollen uns ihnen als freundliche Polizei präsentieren." Angst vor Kriminalität, die von den Flüchtlingen ausgeht, sei unbegründet. In Strombach habe es in vier Wochen nur einen einzigen Einsatz gegeben und zwar wegen einer Auseinandersetzung unter zwei Flüchtlingen. Das entspreche den Erfahrungen in anderen Städten.
Um Fragen der Bürger zu beantworten, laden Gemeinde und Kreis für Mittwoch, 16. September, 18 Uhr, zu einer Versammlung in die Müllenbacher Schützenhalle ein. (tie)
- wie die Politik ein ernsthaftes Problem in unverantwortlicher Weise zur Herausforderung umettikettiert und zur Chance schönredet.
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