BERGNEUSTADT. "Mit dieser Lösung hätten wir Luft bis über den Winter." Falls sich Stadtverwaltung und der Inhaber des ehemaligen Sandvik-Firmengeländes an der Kölner Straße über die Konditionen einigen, könnte die Stadt dort weitere 70 bis 80 Flüchtlinge unterbringen. Das Gebäude scheint geeignet, beim Brandschutz müsste noch nachgebessert werden, informierte Bürgermeister Wilfried Holberg am Mittwochabend den Haupt- und Finanzausschuss.
Die Maschinenbaufirma Sandvik (vormals Aubema) hatte ihren Bergneustädter Standort Ende 2014 aufgegeben.
Ein Containerdorf ist zu teuer
Auch dem Kreis habe man das leerstehende Firmengebäude als mögliche Notunterkunft gemeldet, dort halte man das Firmenareal aber für nicht so gut geeignet, um als Erstaufnahmeeinrichtung zu diesen. Für städtische Zwecke aber wäre es brauchbar. Die Räume im Verwaltungstrakt ließen sich für alleinreisende Asylbewerber gut umrüsten, sagt Fachbereichsleiterin Claudia Adolfs von der Stadtverwaltung, die seit Monaten und bislang erfolgreich auf Immobiliensuche für die Flüchtlinge ist. Noch in dieser Woche werden weitere 18 erwartet. Zwei Drittel der in Bergneustadt ankommenden Flüchtlinge seien allein unterwegs.
Die Stadt Velbert will in ihrem Landschulheim auf dem Dreiort nur in Einzelfällen und in den besuchsschwachen Zeiten kurzzeitig Zimmer für Flüchtlinge vermieten.
"Gott sei Dank" frühzeitig genug habe man erfahren, dass der Geschäftsführer des Jugendgästehauses auf dem Hackenberg sein Haus der Bezirksregierung als Erstaufnahmeeinrichtung angeboten habe, berichtete Holberg, der prompt intervenierte. Schon heute sind in Hackenberg 50 Flüchtlinge untergebracht. Der Stadtteil werde mit Millionenaufwand erneuert, "da wollen wir dort keinen neuen Brennpunkt entstehen lassen". Parallel zu den aktuellen Bemühungen, wöchentlich mehr Flüchtlinge unterzubringen, will die Stadt am Silberg eine neue Notunterkunft für knapp 50 Leute bauen (wir berichteten). 49 Plätze soll sie haben, 1,2 Millionen Euro kosten und Ende 2016 bezugsfertig sein. Finanziert wird der Bau über ein in den ersten zehn Jahren zinsloses Darlehen der Kreditanstalt für Wiederaufbau. Wohncontainer seien teurer, versicherte die Verwaltung.
Die Politik ist einverstanden, hat aber Zweifel, das der Bürgerschaft glaubhaft rüberbringen zu können. So bestand CDU-Fraktionschef Reinhard Schulz auf einer Liste mit allen geprüften Alternativen zu einem Neubau, "um der Öffentlichkeit zu zeigen, dass wir die 1,2 Millionen nicht zum Fenster rauswerfen". Und für SPD-Ratsherr Detlef Kämmerer - dann auch für die anderen Ausschussmitglieder - wurde noch in der Sitzung die Kostenaufstellung für das Anmieten von 45 Containern fotokopiert. Die belegt, dass die Container schon innerhalb von fünf Jahren halb so viel kosten wie der Neubau, der mindestens 25 Jahre genutzt werden kann.
- wie die Politik ein ernsthaftes Problem in unverantwortlicher Weise zur Herausforderung umettikettiert und zur Chance schönredet.
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