Oberberg. Nicht jeder Flüchtling, der Deutschland erreicht, ist volljährig. Unter den Asylsuchenden sind auch viele Kinder und Jugendliche, die Waisen sind oder Vater und Mutter in ihrem Heimatland zurückgelassen haben. Allein das Kreisjugendamt kümmert sich zurzeit um mindestens sechs sogenannte unbegleitete minderjährige Ausländer.
Im kommenden Jahr werden es voraussichtlich noch viel mehr. Jetzt will sich der Kreis mit Vertretern der Jugendämter von Gummersbach, Wipperfürth und Radevormwald sowie von freien Trägern an einen Runden Tisch setzen, um sich auf diese Herausforderung vorzubereiten.
Bis zu 50 Kinder im ersten Jahr erwartet
Hintergrund: Per Gesetz will die Bundesregierung zum Jahresbeginn 2016 regeln, wie unbegleitete junge Flüchtlinge auf die Kommunen in Deutschland verteilt werden. Der Gesetzesentwurf könnte im Oktober verabschiedet werden, berichtete Jugendamtsleiter Heinz Thelen im Kreisjugendhilfeausschuss. Wenn das Gesetz kommt, werden die unbegleiteten Jugendlichen voraussichtlich nach einem Zuweisungsschlüssel verteilt: Auf 3000 Einwohner kommt je ein unbegleiteter minderjähriger Ausländer. Somit rechnet man im Kreishaus mit bis zu 50 jungen Migranten pro Jahr, um die sich das dortige Jugendamt kümmern muss.
Praktisch werde das so ablaufen, erläuterte Thelen: Unbegleitete Flüchtlinge werden grenznah aufgegriffen und zunächst von einem sogenannten Aufnahmejugendamt irgendwo in Deutschland vorläufig in Obhut genommen. Dort werden die Gesundheit des Flüchtlings sowie seine Verwandtschaftsverhältnisse überprüft, und das Kind wird vorläufig untergebracht. Zeitgleich geht eine Meldung an eine für das jeweilige Bundesland eingerichtete Landesverteilstelle raus. Für Nordrhein-Westfalen soll diese in Köln angesiedelt werden. Die Landesverteilstellen wiederum schalten die Bundesverteilstelle ein, die die Kinder und Jugendlichen den regionalen Jugendämtern zuweist. Elf bis zwölf Tage nach der ersten Registrierung soll der Minderjährige seinen Zielort erreicht haben. Die oberbergischen Jugendämter kümmern sich dann um Unterbringung, Vormundschaft und weitere Folgemaßnahmen.
Der Kreis wird für diese Aufgabe zusätzliches Personal brauchen. Die Kreisverwaltung in Gummersbach rechnet mit einer weiteren sozialpädagogischen Kraft, einer halben Verwaltungsfachkraft und einer weiteren Stelle für Amtsvormundschaften. Die Kosten für die Versorgung der unbegleiteten Jugendlichen sollen zwar vom Land erstattet werden, doch der Kreis muss in Vorleistung gehen. Mit bis zu 800 000 Euro rechnet man im ersten Jahr 2016, mit bis zu 1,6 Millionen Euro in den Folgejahren.
In Abstimmung mit den drei anderen Jugendämtern und freien Trägern will der Oberbergische Kreis nun schnell Strukturen schaffen, um die Aufgabe zu meistern, berichtet Kreissozialdezernent Dr. Jorg Nürmberger. Angedacht ist, die unbegleiteten Kinder und Jugendlichen in Gastfamilien, Wohngruppen oder Einrichtungen mit Betreuung unterzubringen.
Caritas-Direktor Peter Rothausen spricht von einer "Riesen-Herausforderung". Schon jetzt sei es schwierig, für die Betreuung der Flüchtlinge genug Sozialarbeiter zu finden.
- wie die Politik ein ernsthaftes Problem in unverantwortlicher Weise zur Herausforderung umettikettiert und zur Chance schönredet.
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