OBERBERG. Sie haben oft Schreckliches erlebt, sind unter Extrembedingungen in ein Land gekommen, das sie nicht kennen und dessen Sprache sie nicht sprechen. Flüchtlingskinder unter solchen Bedingungen in den Schulunterricht zu integrieren, ist eine Herausforderung für alle Beteiligten.
Sobald die Familien in Oberberg einer Kommune zugeordnet sind, beginnt für die Kinder die Schulpflicht.
Die Sozialämter übernehmen die Vermittlung zwischen Schule und Schüler. Sozialarbeiter oder ehrenamtliche Helfer nehmen die Kinder an die Hand, zumindest am ersten Tag.
"Über uns schwappt eine Welle"
Alles muss schnell gehen, das Personal wurde noch nicht - oder nur teilweise - aufgestockt. "Über uns schwappt eine Welle, und wir werden einfach nur nass", sagt Kornelia Wagener. Sie ist zuständig für Asylangelegenheiten in der Stadt Waldbröl und erlebt diese Zerreißprobe täglich.
Auch wenn der große Ansturm erst noch bevorsteht, sind Flüchtlingskinder an vielen Schulen Oberbergs längst ein gewohntes Bild. In Reichshof sind es derzeit 18 Kinder, in Marienheide 23, in Engelskirchen 26, in Waldbröl 49 und in Gummersbach 139 Kinder ohne Deutschkenntnisse. Auch diese Zahlen ändern sich stündlich, Tendenz steigend.
An den weiterführenden Schulen gibt es vereinzelt bereits sogenannte Integrationsklassen. Hier lernen die Flüchtlingskinder stundenweise Deutsch. Der Kreis will für Jugendliche zwischen 16 und 18 Jahren ab November eine solche Integrationsklasse an seinem Berufskolleg in Dieringhausen einrichten. Die meisten Grundschulen stemmen die neue Situation aus eigener Kraft, bislang ohne zusätzliches Personal.
Die Grundschule an der Gummersbacher Körnerstraße besuchen derzeit sieben Flüchtlingskinder. "Das ist ein erheblicher Mehraufwand", berichtet die Schulleiterin Sabina Heupel. Dennoch hat sich die Grundschule den Umständen entsprechend gut auf die neue Situation eingestellt. "Wir können zumindest stundenweise zusätzlichen Deutschunterricht anbieten. Außerdem können wir, im Rahmen unserer Möglichkeiten, die Kinder bei emotionaler Belastung ein Stück weit begleiten - dank einer Sonderpädagogin und des Schulpsychologischen Dienstes", berichtet Heupel. Die sogenannten Integrationshilfestunden wurden zwar bewilligt, reichten aber nicht aus. Auch fehle es an Lehrern dafür, ergänzt sie. "Bei uns helfen viele Mütter mit, und die Kinder helfen sich gegenseitig. Wir wollen, dass die Kinder hier so normal wie möglich integriert werden", sagt Heupel. An der Gemeinschaftsgrundschule in Steinenbrück werden derzeit sogar 23 Schüler ohne Deutschkenntnisse unterrichtet, an der Grundschule in Bernberg 22.
Die für Grundschulen zuständige Schulrätin Gabriele Zimmermann ist zuversichtlich: "Noch können die Kinder gut untergebracht werden. Wir haben viele Lehrer, die Deutsch als Fremdsprache unterrichten können." Zur besseren Integration der Kinder strebt der Kreis an, dass jedes Kind einen Platz in der Offenen Ganztagsschule bekommt. Diese haben jedoch schon jetzt oft lange Wartelisten.
Ein Ratgeber für Schulen ist in Arbeit
Um die Lehrer besser unterstützen zu können, wird zurzeit eine Art Ratgeber entworfen, der Anfang November verteilt werden soll. Dieser beinhaltet unter anderem einen Leitfaden, aber auch Unterrichtsmaterial und rechtliche Hinweise sowie eine Liste von Ansprechpartnern, darunter Dolmetscher und Traumaexperten. Ein großes Problem ist auch, dass der Alltag dieser Kinder bislang von Angst, Verlust und Zerstörung geprägt war. Viele Kinderseelen überstehen das nicht unbeschadet. "Traumata sind noch ein heikles Thema, da fehlen Fachkräfte", erklärt Zimmermann. "Aktuell ist es wichtig zu vermitteln, dass die Flüchtlingskinder willkommen sind und gerne aufgenommen werden", versichert sie.
- wie die Politik ein ernsthaftes Problem in unverantwortlicher Weise zur Herausforderung umettikettiert und zur Chance schönredet.
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