STEINENBRÜCK. Am Ende kam aus dem Publikum dann doch noch die bange Frage: "Schaffen wir das?" Die Antwort von Hanna Weyrauch, Fachkraft für Integration bei der Gummersbacher Stadtverwaltung, war nüchtern: "Mit der Zahl der Flüchtlinge wird auch die Zahl der Helfer steigen müssen."
Die Herausforderung ist groß und wird größer werden. Bei einem Treffen der oberbergischen Flüchtlingsinitiativen gab es am Sonntag aber Anlass zu der Hoffnung, dass die Integration der Flüchtlinge wohl nicht am Einsatzwillen der Bevölkerung scheitern wird. Und die zweite Erkenntnis: Inzwischen haben sich Strukturen gebildet, die die Tatkraft in sinnvolle Bahnen lenkt.
Im Rahmen der "Interkulturellen Woche" hatte der Evangelische Kirchenkreis An der Agger ins Gemeindezentrum von Gummersbach-Steinenbrück geladen. Dort wurde der Film "Willkommen auf Deutsch" gezeigt, der von den Konflikten bei der Ansiedlung von Asylsuchenden in einem norddeutschen Dorf berichtet. Mehr als 20 Initiativen präsentierten sich an Informationsständen und nutzten die Gelegenheit zum Austausch.
Mangel an Mobilität und Wohnraum
Susanne Maaß von der Reichshofer Flüchtlingshilfe ist überzeugt: "Die Vernetzung ist unheimlich wichtig." Die Probleme seien überall in Oberberg ähnlich - etwa die mangelnde Mobilität der Flüchtlinge in den ländlichen Flächengemeinden und der überall noch große Mangel an Mietwohnungen. "Wir versuchen den Vermietern die Ängste zu nehmen, was uns auch meist gelingt", sagt Maaß. Auch sonst sind die Reichshofer umtriebig, in dieser Woche wird ihre neue Kleiderkammer eröffnet.
Susanne Maaß war auch eine der Diskussionsteilnehmerinnen auf dem Podium. Der Gummersbacher Presbyter Frank-Michael Rommert moderierte ein Gespräch, in dem Fachleute wie Naaem Khalaaf von der Flüchtlingsberatungsstelle des Kirchenkreises und Suse Düring-Hesse vom Kommunalen Integrationszentrum des Oberbergisches Kreises auch mit Missverständnissen aufräumten.
So wurde etwa deutlich, dass es sinnvoller ist, sich mit langem Atem für die Integration von dauerhaft untergebrachten Asylsuchenden zu engagieren, als seinen guten Willen unbedingt in einer der Erstaufnahmeeinrichtungen zu beweisen. Und dass auch die Flüchtlingskinder dadurch geschützt werden müssen, dass sie nur von Ehrenamtlern mit sauberem polizeilichen Führungszeugnis betreut werden.
Moderator Rommert warb dafür, den Flüchtlingen trotz aller kultureller Differenzen mit Offenheit zu begegnen und ermunterte Zuhörer aus dem Publikum, die im vergangenen Jahr einen Flüchtling zum Weihnachtsfest eingeladen hatten, von ihren Erfahrungen zu berichten. Eine Gummersbacher Familie verzichtete auf Schweinefleisch und Alkohol im Übermaß, nicht aber auf Gebet und christliche Lieder, was dem muslimischen Gast gut gefiel.
Frank-Michael Rommert weiß aus eigener Erfahrung: "Man muss auch frustrierende Erfahrungen aushalten können." Ein paar Brocken in der Sprache des Gastes wirkten Wunder. "Man kann von diesen Menschen viel lernen. Syrien ist immerhin die kulturelle Wiege der Menschheit."
- wie die Politik ein ernsthaftes Problem in unverantwortlicher Weise zur Herausforderung umettikettiert und zur Chance schönredet.
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