BATINA. Kehrtwende in Kroatien: Nach Tumulten an den Grenzen mit vielen verletzten Flüchtlingen hat die Regierung die meisten Grenzübergänge zu Serbien geschlossen und die Armee in Alarmbereitschaft versetzt. Geflüchtete könnten zudem nicht im Land bleiben, sondern sollten nach Ungarn und Slowenien weiterreisen, sagte gestern Ministerpräsident Zoran Milanovic.
Ungarn reagierte mit der Verlängerung von Stacheldrahtsperren an die kroatische Grenze. Slowenien schickte die Flüchtlinge zurück.
Ungarn schloss seine Grenze zu Serbien mit einem Stacheldrahtzaun. Polizei hinderte Flüchtlinge mit Tränengas und Wasserwerfern am Durchkommen. Daher nehmen viele Asylsuchende den Umweg über Kroatien in Kauf. Das Land liegt etwas abseits der Balkanroute, über die Flüchtlinge von der Türkei über Griechenland, Mazedonien und Serbien in die EU streben.
Nach Behördenangaben kamen seit Mittwoch 11 000 Flüchtlinge nach Kroatien. Es kam zu Tumulten, an manchen Stellen verlor die Polizei die Kontrolle. Milanovic versicherte, Kroatien werde die Asylbewerber zu den Grenzen bringen, vorrangig zur ungarischen. "Ihr seid in Kroatien willkommen und könnt durchreisen. Aber, geht weiter", bat er. Die Kapazitäten seien erschöpft.
Orban schickt Soldaten an die Grenze
Der für Flüchtlingsfragen zuständige serbische Sozialminister Aleksandar Vulin sagte, falls die Grenzübergänge nach Kroatien geschlossen blieben, werde Serbien das Nachbarland vor internationale Gerichte bringen. Slowenien brachte Flüchtlinge nach Kroatien zurück und stoppte den Zugverkehr zwischen den beiden Ländern. Auch Ungarn will Flüchtlinge, die über Kroatien kommen, nicht ins Land lassen. 19 kroatischen Bussen mit Migranten wurde die Einreise verweitert. Ein Regierungssprecher sagte, die Entscheidung, sich nicht an EU-Regeln zu halten und Migranten nach Ungarn weiterzuschicken, sei vollkommen inakzeptabel. Die kroatischen Behörden hätten genau gewusst, was auf sie zukomme. Ministerpräsident Viktor Orban sagte, Hunderte Soldaten und Polizisten sollten die Grenze nach Kroatien schützen. Auf einem 41 Kilometer langen Abschnitt würden Stacheldrahtsperren und später ein Zaun errichtet. Der erste Teil solle noch am selben Tag fertig sein.
Das UN-Flüchtlingshilfswerk warnte davor, das Flüchtlingsproblem Serbien zu überlassen. Täglich strömten etwa 4000 Flüchtlinge von Griechenland nach Norden. Wenn Ungarn und Kroatien sie nicht durchreisen ließen, würden sie sich in Serbien stauen. Doch das Land habe kein robustes Asylsystem.
Quelle: Kölnische Rundschau vom 19.09.2015
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