Stülinghausen. Eigentlich war schon am Sonntag mit den ersten Flüchtlingen in der neuen Erstaufnahmeeinrichtung des Oberbergischen Kreises im alten VdK-Heim in Marienheide-Stülinghausen gerechnet worden. Bis dahin musste der Kreis die Einrichtung aufnahmebereit melden.
Dann kam aber noch am Sonntag die Absage.
"Nach jetzigem Stand sollen am Dienstag die ersten Flüchtlinge dorthin gebracht werden", erklärte gestern Dr. Christian Chmel-Menges, Sprecher der Bezirksregierung Arnsberg, auf Anfrage dieser Zeitung. Die Arnsberger Behörde ist zuständig für die Zuweisung der Flüchtlinge, nachdem die Bezirksregierung Köln vom Kreis das alte VdK-Heim als Einrichtung genannt bekommen hatte.
Dass es am Ende doch mindestens zwei Tage länger dauert, bis der bereitgestellte Platz belegt wird, sei "der außergewöhnlichen Situation geschuldet", sagt Chmel-Menges. Seit Wochen müssten die Behörden in NRW täglich etwa 1000 neue Flüchtlinge versorgen - plus jene 10 000 aus Ungarn, die in der vergangenen Woche noch hinzugekommen seien. Der Behördensprecher: "Im Augenblick entscheidet sich erst im Laufe eines Tages, wer wann wohin gebracht wird."
Entsprechend offen war auch gestern Abend, ob überhaupt und wenn ja wie viele Flüchtlinge nach Marienheide gebracht werden. Eines stellte Chmel-Menges aber klar: "Angesichts der aktuellen Situation ist es immer nur eine Frage der Zeit, wann der zur Verfügung gestellte Platz auch wirklich gebraucht wird."
HILFSANGEBOTE UND AUFRUF
Die Kreishandwerkerschaft Bergisches Land hat alle Mitgliedsfirmen ihrer 13 Innungen angeschrieben und um Ausbildungs-, Praktikums- und Arbeitsplätze für Flüchtlinge gebeten, die eine Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis haben. Gerade den überwiegend kleinen und mittelständischen Unternehmen des Handwerks sei die Willkommenskultur nicht fremd: "Bei uns zählt nicht, woher man kommt, sondern wohin man will", erklärt die Handwerkerschaft. Man nehme die gewaltige Herausforderung an, den Flüchtlingen zu helfen, ihre Kriegserlebnisse zu verarbeiten, sie zu integrieren und so gleichzeitig dem deutschen Arbeitsmarkt Fachkräfte zuzuführen. 40 Stellen wurden bereits gemeldet.
Um bei den Flüchtlingen in den Erstaufnahmelagern in Strombach und Marienheide die Erstuntersuchungen durchzuführen, hat nach der Stadt Gummersbach jetzt auch der Oberbergische Kreis praktizierende oder pensionierte Ärzte aufgerufen, sich für diese Aufgabe zu melden. Es wäre gut, wenn die Mediziner mehrsprachig sind. Neben den Erstuntersuchungen soll eine Sprechstunde eingerichtet werden. Dass schon jetzt in Strombach auch zwei Mediziner aus Afghanistan und Syrien tätig sind, die sich in der Muttersprache mit den hilfesuchenden Menschen verständigen können, erleichtert die Arbeit sehr.
Interessierte Ärzte, die sich an der Sprechstunde beteiligen möchten, können sich mit dem Kreisgesundheitsamt unter (0 2261) 88-5338 in Verbindung setzen.
Unterdessen hat der Oberbergische Kreis ein Spendenkonto zur Unterstützung von Flüchtlingen eingerichtet. Das Konto bei der Volksbank Oberberg hat die IBAN-Nummer DE61 3846 2135 7400 7000 14. Als Verwendungszweck, so der Kreis, solle "Spende Flüchtlingshilfe" angegeben werden. (kn)
- wie die Politik ein ernsthaftes Problem in unverantwortlicher Weise zur Herausforderung umettikettiert und zur Chance schönredet.
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