HERFORD. Es sieht ein bisschen aus, wie in der Abfertigungshalle eines Flughafens. Doch geht es nicht um eine Urlaubsreise, sondern vielmehr um die geordnete Ankunft von Flüchtlingen: An den Schaltern mit Plexiglasscheiben in der ostwestfälischen Registrierungsstelle in Herford warten an diesem Tag besonders viele Familien aus Syrien auf einen neuen Ausweis.
Mit dem Dokument sollen Einheitlichkeit und Effektivität ins Registrierchaos gebracht werden. Was bislang erst ein Test ist, soll nach dem Willen der Bundesregierung bald deutschlandweit eingeführt werden. In sechs Schritten erhalten am Teststandort in Herford rund 200 Flüchtlinge am Tag einen Ausweis, den Ankunftsnachweis:
Gesundheitscheck
Die ankommenden Flüchtlinge werden zunächst von einem Arzt in Augenschein genommen, berichtet Jan Becker von der Bezirksregierung Arnsberg. Er leitet die Herforder Registrierstraße. Die Menschen kommen mit Bussen und Zügen aus Bayern nach NRW und sollen von hier aus auf die Notunterkünfte und Erstaufnahmeeinrichtungen im Land verteilt werden.
Schon registriert?
Zeigen sie keine auffälligen Krankheitssymptome wird gecheckt, ob die Flüchtlinge schon einmal mit ihren Daten erfasst wurden: An den Registrierschaltern legen die Menschen deshalb ihre Finger auf einen Scanner. "Etwa drei Minuten dauert ein Abgleich mit einer Datenbank. Dann wissen wir, ob jemand das Prozedere schon durchlaufen hat oder nicht", sagt Becker. "Damit wird zukünftig Missbrauch durch Doppelregistrierungen vermieden. Wir kehren damit zurück zu einem geordneten Verfahren", erklärt der nordrhein-westfälische Innenminister Ralf Jäger (SPD), der sich gestern ein Bild von dem Pilotprojekt machte.
Fingerabdrücke
Ist ein Flüchtling noch nicht mit seinen Fingerabdrücken erfasst, geschieht dies nun an Ort und Stelle. Nur wer älter als 14 Jahre ist, muss seine zehn Fingerkuppen auf den Scanner legen. "Bei Kindern sind die unverwechselbaren Abdrücke noch nicht fertig entwickelt", sagt Becker.
Personendaten
"Vom Säugling bis zum Greis erfassen wir in einem weiteren Schritt die wichtigsten personenbezogenen Daten", erläutert Becker. Dazu gehören der Name, das Herkunftsland, das Geburtsdatum, aber auch die Größe sowie die Augenfarbe des Flüchtlings - "wie wir das vom Personalausweis kennen".
An der Registrierstation wird außerdem von jedem Neuankömmling ein biometrisches Lichtbild in Farbe gemacht und für den Ausweis ausgedruckt.
Datenübermittlung
Alle erhobenen Daten - Fingerabdrücke und Foto inklusive - werden dann über eine einheitliche Computersoftware an das Ausländerzentralregister und das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge übermittelt. Anders als bislang sollen künftig bundesweit die Daten aller Flüchtlinge in dieselbe Datenbank eingespeist werden. Auf diesen Datensatz sollen auch alle Behörden, etwa Arbeitsämter sowie die Polizei, zugreifen können. So werde auch überflüssige Mehrarbeit eingedämmt, hofft Becker.
Eigener Ausweis
Nach rund einer halben Stunde am Plexiglasschalter erhalten die Flüchtlinge schließlich ein Ausweispapier mit ihrem Foto und einer Identifikationsnummer. Der grünliche Ausweis ist durch ein Wasserzeichen, unter UV-Licht sichtbare Sicherheitsfäden, das Lichtbild sowie eine Seriennummer fälschungssicherer als bisherige Bescheinigungen. Die Pläne der Bundesregierung sehen vor, dass der Ausweis künftig vorgelegt werden muss, um Taschengeld zu erhalten oder einen Asylantrag zu stellen.
Doch bevor es soweit ist, müssten nicht nur die Neuankömmlinge mit Ausweisen ausgestattet sein, sondern auch jene, die schon länger hier sind. Wie lange das dauern kann, dazu wagt auch der NRW-Innenminister keine Prognose.
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