Köln. In den Kölner Notunterkünften läuft aus Sicht der Flüchtlinge nicht alles glatt. Bewohner aus verschiedenen Einrichtungen haben sich bei ehrenamtlichen Helfern über Nahrung, Hygiene und medizinische Versorgung beklagt. Stadt und DRK, das die Hallen betreibt, kündigten gestern an, die Vorwürfe zu überprüfen.
Seit zwei Wochen fehlt laut Helfern, die in der Halle am Gymnasium Kreuzgasse ein- und ausgehen, das warme Wasser. Schon im Januar sei die Anlage zur Erhitzung des Wassers mehrfach ausgefallen.
Der Betreiber, das Rote Kreuz, bietet den Bewohnern nach Rundschauinformationen Duschmöglichkeiten in der anderthalb Kilometer entfernten Unterkunft in der Herkulesstraße an. Allerdings müssen die Flüchtlinge zu Fuß dort hin gehen und angemeldet werden, damit sie eingelassen werden.
Duschen können sie dann in kleinen Gruppen. Die Gebäudewirtschaft weiß nur von „zwei Tagen Ausfall“, aber nichts vom aktuellen Problem. Allerdings ist dem Gesundheitsamt bekannt, dass die Anlage nun seit dem 5. Februar gar nicht mehr funktioniert.
„Es fehlt ein Ersatzteil“, sagte ein Sprecher des Sozialdezernats auf Anfrage der Rundschau. Darauf müsse nun gewartet werden.
Weil zudem die Lüftung in der Halle nicht für das Wohnen ausgelegt ist, seien die Folgen den Bewohnern bereits übel in die Nase gestiegen, sagte eine Frau, die sich häufig in der Halle aufhält, der Rundschau.
In Weiden beklagten Bewohner einer Halle gegenüber Helfern, ihr Gepäck sei während eines Ausflugs beseitigt worden. Nach Rundschau-Informationen ist jedoch lediglich Eigentum, das im Raum lag, weil es nicht in Spinde passte, aus Brandschutzgründen in einem Nachbarraum eingelagert worden.
Helfer veröffentlichten gestern einen offenen Brief von Flüchtlingen, die teils seit Dezember in einer Halle an der Westerwaldstraße in Humboldt/Gremberg wohnen. Die Halle „ist ein Gefängnis“, steht in dem Brief: Flüchtlinge dürften die Stadt nicht verlassen und keinen Besuch empfangen. Schwangere, kleine Kinder und andere Bewohner seien „eng zusammengepfercht“. Von Hunger und „Mangelernährung durch altes, hartes Weißbrot zwei Mal am Tag“ ist die Rede.
Der Reis in der Mittagsverpflegung sei nicht gar. Medizinische Versorgung werde verweigert. Auch gegen die Sicherheitskräfte werden Vorwürfe erhoben. Müllbeutel seien notwendig, um beim Duschen wenigstens einen Sichtschutz zu haben. Das grelle Licht in der Halle störe beim Schlaf.
Das DRK verwies gestern auf sein Beschwerdemanagement und will die Vorwürfe prüfen. „Man muss auch schauen, wer das reklamiert“, sagte Marita Bosbach vom DRK. Die Stadt will erst mit Dienstleistern und Heimleitern sprechen: „Selbstverständlich lassen wir die recht umfangreichen Vorwürfe unverzüglich und dezidiert überprüfen“, sagte ein Sprecher im Sozialdezernat.
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