1963 nahm ich mit Studenten an der Sorbonne an einer Pilgerfahrt ins Heilige Land teil. Die Mädchen wurden gebeten, keine tief ausgeschnittene und ärmellose Kleider zu tragen. Das befolgten wir. Dennoch wurden unsere Spaziergänge durch Ostjerusalem, insbesondere durch die Via Dolorosa, zum regelrechten Leidensweg. Die jungen Männer kamen uns entgegen und begrapschten uns.
Der Gang durch einen Wassertunnel von etwa 500 Meter Länge, dessen Eintritt in den Felsen schwer zugänglich war, wurde den Mädchen, die sich auf die Hilfe einiger herbeigeeilter junger Männer einließen, zum Albtraum. Unter dem Vorwand der Unterstützung griffen sie ihnen in den Intimbereich. Und in den Ruinen eines Tempels zeigten uns junge Leute, die uns verfolgten, unverfroren und ungeniert ihre Absichten.
Ich dachte mir, die Erziehung dieser Menschen sei pervers. Nur total verschleierte Frauen zu sehen bekommen, dann, wenn ein paar Europäerinnen erscheinen, sie als Freiwild betrachten. Ich wünschte mir, nie in diese Länder versetzt zu werden. Stattdessen verbrachten wir viele Jahre in Schwarzafrika, wo ich als weiße Frau nie die geringste Belästigung erfuhr. Glaubt man im ernst, eine 2000 Jahre alte Mentalität mit Deutschkursen oder einer Selbstverpflichtung zur Achtung des Grundgesetzes ändern zu können?
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