Deutschland wird syrische Asylbewerber wieder nach dem Dublin-Verfahren in andere EU-Länder zurückschicken, über die sie in die Europäische Union eingereist sind.
Wie ein Sprecher des Bundesinnenministeriums am Dienstag auf Anfrage bestätigte, wendet Deutschland das Dublin-Verfahren aktuell für alle Herkunftsländer und alle Mitgliedstaaten außer Griechenland an. "Das gilt auch für syrische Staatsangehörige, seit dem 21. Oktober", fügte er hinzu.
Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge prüfe nun wieder in jedem Einzelfall alle Aspekte für einen sogenannten Selbsteintritt Deutschlands, also die Übernahme in das nationale Verfahren.
Dabei soll auch geschaut werden, wie groß die tatsächlichen Möglichkeiten für eine Überstellung in einen anderen Mitgliedstaat sind.
Deutschland hatte im August beschlossen, das sogenannte Dublin-Verfahren für Syrer vorübergehend auszusetzen. Normalerweise wird bei jedem Asylbewerber zwingend geprüft, ob er zuerst in einem anderen Land europäischen Boden betreten hat. Ist dem so, muss der Betroffene eigentlich dorthin zurück.
Aufwendiges Prüfungsverfahren
Darauf war bei Syrern seit August offiziell verzichtet worden. Und zwar aus humanitären Überlegungen, aber auch um das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) zu entlasten. Denn das Prüfungsverfahren ist sehr aufwendig. Die Rückführung von Asylbewerbern in andere europäische Staaten dürfte für Deutschland ohnehin kurzfristig schwierig werden. Denn nur wenige der Flüchtlinge, die zuletzt ins Land gekommen waren, sind zuvor in einem anderen EU-Staat registriert worden. Inoffiziell ist von maximal drei Prozent die Rede.
"Das Bundesinnenministerium ist dabei, das BAMF (Bundesamt für Migration und Flüchtlinge) völlig lahmzulegen", sagte der Geschäftsführer von Pro Asyl, Günter Burkhardt. Er forderte, Asylanträge von Syrern, die in Deutschland ankommen, weiterhin grundsätzlich hierzulande zu bearbeiten.
Im Bundesinnenministerium hieß es, die Rückkehr zum Dublin-Verfahren für Asylbewerber aller Nationalitäten sei eine von verschiedenen Maßnahmen, um "trotz hoher Flüchtlingszahlen wieder zu geordneten Verfahren bei der Einreise und bei der Durchführung von Asylverfahren zurückzukehren".
Für die Grünen ist ganz klar, "dass die Bundesregierung mit solchen Maßnahmen versucht, damit und mit der Diskussion um Einschränkungen beim Familiennachzug den Schutz für syrische Bürgerkriegsflüchtlinge einzuschränken", wie die flüchtlingspolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion, Luise Amtsberg, sagte. Dadurch werde auch die Debatte um eine Obergrenze für Asyl wieder angeheizt.
- wie die Politik ein ernsthaftes Problem in unverantwortlicher Weise zur Herausforderung umettikettiert und zur Chance schönredet.
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