Müde steigen die Syrer aus dem Bus, der sie aus der südspanischen Hafenstadt Málaga nach Madrid brachte. Männer, Frauen, Kinder. Mit Plastiktüten, Taschen und Koffern. Sie kommen aus der spanischen Nordafrika-Exklave Melilla, wo sie nach einer monatelangen Fluchtodyssee gestrandet waren.
Nur wenige wollen in Madrid bleiben: Spanien hat nicht den Ruf, Flüchtlinge mit offenen Armen zu empfangen. Deswegen nehmen viele schon Stunden später den nächsten Bus Richtung Deutschland - das Land der Willkommenskultur.
Etwa 150 Euro kostet die 24-stündige Busreise ins Merkel-Land. Spanien liegt wegen seiner Abschottungspolitik am Rande der Flüchtlingsströme. Doch trotzdem kommen auch hier nun immer mehr Kriegsflüchtlinge an, vor allem aus Syrien. Das Aufnahmelager in Melilla, in das eigentlich nur 480 Personen passen, ist mit 1500 Bewohnern überfüllt. Um Platz zu schaffen, wurden seit Januar bereits mehr als 6000 Menschen aufs spanische Festland gebracht, erklärt Estrella Galán, Chefin der spanischen Kommission für Flüchtlingshilfe (Cear).
Melilla ist von marokkanischem Territorium umgeben. Auf Marokkos Seite warten Tausende syrische Flüchtlinge auf eine Chance, über die Grenze zu kommen. Die Syrer versuchen erst gar nicht, über den sechs Meter hohen und messerscharfen Stacheldrahtzaun zu klettern, mit dem sich Europa in Melilla schon länger Wirtschaftsflüchtlinge abschottet. Diesen gefährlichen Weg nehmen vor allem verzweifelte schwarzafrikanische Migranten.
Die Flüchtlinge aus Syrien versuchen stattdessen, über den regulären Grenzübergang zu kommen - was ebenfalls nicht einfach ist. "Die Syrer kommen nur nach Spanien hinein, wenn sie die marokkanischen Grenzer bezahlen", beklagt Esteban Beltrán von Amnesty International. Bis zu 1500 Euro pro Person würden fällig, berichtet die Hilfsorganisation Prodein. Der Flüchtlingsfluss werde von einer "paramilitärischen marokkanischen Mafia" kontrolliert. Pro Tag schaffen es nur 30 bis 40 Syrer auf die spanische Seite. Hilfsorganisationen vermuten sogar, Spanien habe eine heimliche Absprache mit Marokko getroffen, um den Ansturm zu bremsen. Die spanische Regierung dementiert dies, protestiert aber nicht dagegen, dass marokkanische Grenzer die Syrer am Übergang hindern.
Auch sonst zeigt sich Spanien nicht sehr interessiert, das Leben der Flüchtlinge zu erleichtern. Nur maximal sechs Monate werden Asylbewerber in einem der wenigen Aufnahmeheime untergebracht - soweit es überhaupt Platz gibt. Sie erhalten in dieser Zeit eine Stütze von 51,60 Euro im Monat. Minderjährige bekommen 19,06 Euro. Nach einem halben Jahr werden Asylsuchende dann mit einer einmaligen Starthilfe von 347,60 Euro auf die Straße gesetzt. Theoretisch dürfen sie dann arbeiten - was freilich schwierig ist bei 22 Prozent Arbeitslosigkeit im Land.
Bessere Hilfen in Deutschland oder Schweden führen dazu, dass viele Flüchtlinge in Spanien nicht einmal einen Asylantrag stellen, sondern nur schnell nach Nordeuropa wollen. Was den spanischen Behörden offenbar nicht unlieb ist, wie Spaniens staatliche Presseagentur Efe mutmaßt. Die Zahlen sprechen für sich: 2014 beantragten nur 5615 Menschen im spanischen Königreich Asyl - meist Syrer. In Deutschland wurden im gleichen Zeitraum 202 834 Asylanträge gestellt.
- wie die Politik ein ernsthaftes Problem in unverantwortlicher Weise zur Herausforderung umettikettiert und zur Chance schönredet.
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