Bergisch Gladbach. Da hatte sich eine Menge Unmut aufgestaut bei den Eltern der Gemeinschaftsgrundschule Katterbach. Entsprechend aufgeladen war die Stimmung bei der Schulversammlung am Mittwochabend. Es ging um die Flüchtlingsunterkunft auf dem Sportplatz, der unmittelbar an das Schulgebäude an der Kempener Straße grenzt. Zwei Welten prallten aufeinander: Die einen wollen Zäune errichten, um ihre Kinder abzuschotten. Die anderen wollen erst gar keine Barrieren errichten, um die Menschen, die vor Krieg und Verfolgung geflohen sind, bestmöglich in die Gesellschaft zu integrieren.
Neue Sanitärcontainer werden aufgebaut
Rauchende Zeltstadtbewohner auf dem Schulhof, erwachsene Flüchtlinge, die die Schultoiletten benutzen, Männer, die Zurechtweisungen nicht folgen, weil sie von Frauen ausgesprochen werden.
Diese Vorkommnisse haben bei einem Teil der Elternschaft für heftigen Protest gesorgt. Zurzeit leben 199 Menschen in der Zeltstadt. Es sind überwiegend Männer, aber auch 40 Kinder und Jugendliche. Wenn demnächst das dritte Leichtbauzelt installiert ist, steigt die Anzahl auf 390 Asylsuchende an.
Die Stadtverwaltung hat inzwischen für die Hauptprobleme Lösungen gefunden. Gleich zu Beginn der Veranstaltung verkündete Dettlef Rockenberg, Fachbereichsleiter für Bildung, Kultur und Schule, den rund 100 Zuhörern: Die Sanitärcontainer für die Flüchtlinge können am Montag in Betrieb gehen, so dass die Schüler die Toiletten in der Sporthalle wieder ganz für sich hätten. Die Sprachkurse für erwachsene Flüchtlinge finden seit Anfang dieser Woche nicht mehr im Schulgebäude statt. Zusätzliche Sozialarbeiter sollen eingesetzt werden.
"Jetzt können wir nach vorne blicken", sagte Schulpflegschaftsvorsitzende Elisabeth Stojek optimistisch. Doch dabei traf sie nicht den Nerv aller Mütter und Väter im Saal. Offenbar wollen schlicht einige die Unterkunft nicht in Nachbarschaft zu ihren Kindern haben. "Wer versichert mir, dass meinem Kind nichts passiert?", meldete sich eine Mutter aufgebracht zu Wort. Ein Vater sagte: "Wir wollen diesen Stress einfach nicht mehr." Der Schul- und Vereinssport könne nur eingeschränkt stattfinden, beklagte ein anderer Vater. Was nicht stimme, widersprach Rockenberg sofort.
Immer wieder mussten sich die Behördenvertreter dafür rechtfertigen, dass sie Zeltdorf direkt neben der Schule platziert haben: "Wir hatten keine andere Wahl", sagte Beate Schlich, Fachbereichsleiterin Jugend und Soziales, "der Zeitdruck, die stark ansteigende Zahl an Neuankömmlingen." Das sei das am besten geeignete Grundstück in der Stadt gewesen, das zur Verfügung stand. Aber es könnten noch mehr Bauzäune als Trennungslinien aufgestellt werden.
Letzteres brachte eine Mutter dazu, unter lautem Applaus zu fragen: "Warum hohe Zäune, wenn es um Integration geht?" Eine andere Mutter fügte hinzu: "Wer Probleme mit dem Miteinander hat, soll doch seine Kinder auf eine Privatschule schicken." Schulleiterin Heike Bahr-Müller machte deutlich, dass es ihre Aufgabe sei, sich um die schulische Integration der zehn Flüchtlingskinder zu kümmern. Die Organisation des Camps sei die Aufgabe der Stadtverwaltung: "Das ist für uns alle Neuland. Vieles muss sich erst einspielen", bat sie um Verständnis. Versöhnlich stimmte immerhin der Abschluss der Veranstaltung: Es soll eine gemeinsame Adventsfeier mit den Flüchtlingskindern und ihren Eltern geben.
- wie die Politik ein ernsthaftes Problem in unverantwortlicher Weise zur Herausforderung umettikettiert und zur Chance schönredet.
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