AACHEN. Es ist eines dieser ehemaligen Hotels, in dem jetzt Flüchtlinge leben. Ein Mann trinkt vor dem Haus in Herzogenrath bei Aachen seinen Morgenkaffee. Er sei Syrer, antwortet er auf die Frage nach seiner Herkunft. "Alles ist gut", sagt er etwas holprig auf Deutsch und strahlt. Bis er auf das Thema Schule zu sprechen kommt. Denn da hat er eine Geschichte zu erzählen von Warten, Geduld, Sorgen und einem kleinen Happy End.
Rund zwei Monate sei er mit der Familie in der Stadt. Und lange mussten sie ausharren, bis klar wurde, dass die Kinder zur Schule gehen können. Zuerst die Flucht, dann Notunterkunft in Bielefeld, jetzt Herzogenrath - ein Monat nach dem anderen zog ins Land, ohne dass die Kinder Unterricht bekamen. Der Mann machte sich Sorgen, jetzt ist zumindest dieses Problem vom Tisch.
Kein Einzelfall. Denn tatsächlich gibt es im Integrationszentrum für die zuständige Städteregion Aachen eine Warteliste. Mitarbeiter Timur Bozkir weiß nicht, wie lange es dauern wird, bis alle Kinder untergebracht sind. "Wir kämpfen um jeden Schulplatz. Wir bemühen uns, aber es ist nicht einfach", beschreibt er in einer Momentaufnahme. Manchmal gebe es es auch Platzprobleme, weil Schulen keine Räume mehr zur Verfügung hätten.
"Nach wie vor kommen die Kinder erst mit großer Verzögerung in die Schule", sagt die Geschäftsführerin des Flüchtlingsrats, Birgit Naujoks. Vom Land geplante zusätzliche Lehrerstellen würden so schnell keine Entspannung bringen. "Geld ist ein erster Schritt. Aber dann müssen auch Leute gefunden und eingestellt werden."
Die rot-grüne NRW-Landesregierung rechnet für dieses und nächstes Jahr mit je 40 000 schulpflichtigen Flüchtlingen im Land. Vorgesehen sind zusätzliche 5766 Lehrerstellen für 2015 und 2016, davon 1200 speziell für die Sprachförderung.
Aus Sicht des Flüchtlingsrats mangelt es nicht nur an Lehrern. Zu Staus kommt es demnach auch schon davor. Warten auf einen Termin für die Gesundheitsuntersuchung, Warten auf ein Beratungsgespräch für die schulische Eingliederung - das dauert mitunter Monate, wie von Helfern an der Basis zu hören ist.
Der NRW-Städtetag fordert derweil eine größere Unterstützung des Landes beim Unterricht für Flüchtlingskinder. Die Kommunen leisteten Enormes, um den Jungen und Mädchen eine gute Aufnahme in das Schulsystem zu ermöglichen, sagt der Verbandsvorsitzende Thomas Hunsteger-Petermann. Zusätzliches Geld sei nötig etwa für neue Schulräume, Ausstattung oder geeignetes Lehrmaterial. Die zusätzlichen Lehrerstellen in NRW seien gut, aber nicht ausreichend, um im erforderlichen Umfang Unterricht erteilen zu können. Unbürokratisch solle man auch Lehramtsstudenten, Studienreferendare, pensionierte Lehrkräfte, Quereinsteiger und Ehrenamtliche in den aktiven Schuldienst holen.
Was auch auf jeden Fall kommen sollte, hat Mitte Dezember eine prominent besetzte Expertenkommission der Robert-Bosch-Stiftung unter Leitung von CDU-Vize Armin Laschet formuliert: eine Schulpflicht für Flüchtlingskinder in ganz Deutschland. Die gibt es nämlich noch nicht in allen 16 Bundesländern. Demnach sollte der Schulbesuch "spätestens drei Monate nach Antragstellung" starten. (dpa)
- wie die Politik ein ernsthaftes Problem in unverantwortlicher Weise zur Herausforderung umettikettiert und zur Chance schönredet.
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