Der türkische Ministerpräsident Binali Yildirim ließ es am Dienstag nicht an Deutlichkeit fehlen, als er drohte, die Bewegung des Predigers Fethullah Gülen mitsamt „ihren Wurzeln auszugraben, damit keine geheime Terrororganisation es je wieder wagen wird, unser gesegnetes Volk zu verraten“. Zu diesen Wurzeln zählen nach Ankaras Lesart offenbar auch Anhänger der Gülen-Bewegung in Deutschland und anderen europäischen Staaten.
Viele türkischstämmige Bürger in Deutschland erhielten jedenfalls in den Tagen nach dem gescheiterten Putsch, für den Ankara Gülen verantwortlich macht, über die sozialen Netzwerke die Aufforderung, Anhänger der Gülen-Bewegung zu denunzieren. Die Rufnummer einer Hotline des Präsidialamt in Ankara wurde gleich mitgeliefert: 0090(312)5255555.
Absender des Aufrufs war ein Ableger der türkischen Regierungspartei AKP, die „Union Europäischer Demokraten“ (UETD). Über den Internetdienst Whatsapp wurde zudem zum Boykott von bestimmten in Deutschland ansässigen Firmen aufgerufen, denen eine Nähe zur Gülen-Bewegung unterstellt wird.
Besonders eifrige Anhänger des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan haben ihre eigenen Aufrufe in den sozialen Netzwerken verbreitet: Man möge ihnen die Namen von Gülen-Anhängern in ihrer Region melden, so dass sie Selbstjustiz üben könnten.
Erdogan macht den in den Vereinigten Staaten lebenden Prediger für den Putschversuch in der Türkei verantwortlich; Gülen selbst bestreitet kategorisch jegliche Beteiligung. Türken oder türkischstämmige Deutsche agieren in dem Konflikt als verlängerter Arm des türkischen Staates im Ausland oder dienen sich als Vollstrecker ihres Präsidenten an.
In einer Moschee in Hagen etwa, die dem deutschen Ableger Ditib der türkischen Religionsbehörde unterstellt ist, hingen zwischenzeitlich Plakate, auf denen es unter dem Logo der Moschee hieß: „Vaterlandsverräter raus“ und „Vaterlandsverräter haben keinen Glauben“. Weder die Moschee in Hagen noch die Zentrale von Ditib in Köln waren für eine Stellungnahme zu erreichen.
Die Plakate sollen inzwischen wieder abgehängt worden sein. Gerichtet waren sie offenbar gegen die Anhänger Gülens, die Erdogan auch als „Vaterlandsverräter“ beschimpft. Ebenfalls wieder abgehängt wurde die Aufforderung an einer türkischen Bäckerei in Düsseldorf: „Kein Zutritt für Gülen-Anhänger“.
„Bedroht und beschimpft“
Mitglieder der Gülen-Bewegung berichten, dass sie in der Öffentlichkeit von Anhängern Erdogans tätlich angegriffen wurden. Einer berichtet, er kaufe aus Sicherheitsgründen nicht mehr in türkischen Geschäften ein. Auf Facebook werden Fotomontagen des Predigers Gülen am Galgen verschickt.
Auch Hass-E-Mails machen in Deutschland und anderswo die Runde: „Die Anhänger Gülens sollen eingesammelt werden, damit man sie hinrichten oder hinauswerfen kann“, heißt es da etwa. Oder: „Laufen wir uns in Frankfurt über den Weg, werde ich deinen Hals schön zurichten, und ich schwöre dir, ich werde keine Gnade zeigen, wenn du mir in die Hände fällst.“ In mehreren deutschen Städten, darunter in Hamm, Remscheid und Würzburg, wurden die Eingänge von Bildungseinrichtung der Gülen-Bewegung beschmiert – etwa mit einem Totenkopf – und beschädigt.
„Die Lage ist beängstigend, wir werden bedroht und beschimpft, wir erhalten Morddrohungen“, sagt Ercan Karakoyun, der Vorsitzende der Stiftung Dialog und Bildung, die der offizielle Repräsentant der Hizmet genannten Gülen-Bewegung in Deutschland ist. Einige Absender von Morddrohungen würden gar ihre Namen oder die ihrer Gruppe nennen, so etwa ein Ortsverband der nationalistischen „Grauen Wölfe“ in Duisburg.
Schwarze Listen
Viele Anhänger Gülens mit deutschem Pass sind in den vergangen zwölf Monaten auf den „schwarzen Listen“ der Türkei gelandet, sie können also nicht mehr in das Land einreisen, in dem sie oder ihre Eltern geboren wurden. Nun müssen sie auch in Deutschland fürchten, angefeindet oder bedroht zu werden.
- wie die Politik ein ernsthaftes Problem in unverantwortlicher Weise zur Herausforderung umettikettiert und zur Chance schönredet.
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