Bad Säckingen. Eine menschenleere Küche in der Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge Langfuhren. Auf einem der Herde steht ein Stielkochtopf mit Wasser, darin blubbern Eier auf Volldampf vor sich hin. Die Herdplatten sind fast bis zur Unkenntlichkeit schwarz verbrannt, verkohlt und braun ist die Umgebung, der braune Siff läuft den Herd herunter. Viele Herdplatten und Backöfen in der leeren Küche sind eingeschaltet, ein Herd sieht schlimmer aus als die anderen, auch die, die erst am 28. April neu geliefert wurden. Unter den Spültischen im Nebenraum steht das Wasser auf dem Fußboden, Armaturen fehlen oder sind aus der Verankerung gerissen. In der Waschküche tragen die Waschmaschinen schwarze Gummibänder wie Trauerflore. Die Türen sind ausgerissen, der Wasch- und Schleudervorgang wäre ohne das die Maschine umschließende Band gar nicht möglich. Desolate Zustände, wohin man sieht.
Für zwei Personen, die sich hier seit langem ehrenamtlich engagieren, sind diese Zustände nicht länger tragbar. Hans-Peter Karrer, Sprecher des multikulturellen Beirats, und Sabine Abazi, unabhängig in der Flüchtlingssiedlung agierende Helferin, kritisieren seit längerem die Missstände in der Gemeinschaftsunterkunft Langfuhren, auch beim zuständigen Landratsamt. „Die Welt ist schlecht, wir sind hier nicht im Paradies“, habe Sozialarbeiterin Patricia Schweikert zu Sabine Abazi gesagt, als sie diese im vergangenen Jahr auf die Zustände aufmerksam gemacht habe. Abazi fragt sich, „wozu eine Hausbewirtschafterin, eine Sozialarbeiterin und ein Hausmeister“ bezahlt werden würden. Die Bewohner wüssten nicht mit den Geräten umzugehen, in den betreffenden Räumen fehlten Bedienungsanleitungen, vor allem in verschiedenen Sprachen.
„Wenn etwas kaputt geht, wird es ersetzt, ebenso, wenn etwas geklaut wird“, ereifert sich Abazi. So seien die Herde bereits nach rund einem Jahr ausgetauscht worden, für Abazi und Karrer ein Unding, keine Ermunterung für die Bewohner, die Geräte pfleglich zu behandeln. Beide reagieren mit Unverständnis auf die Gleichgültigkeit, das Desinteresse, die fehlende Motivation und Tagesstruktur der Bewohner. Sie fragen sich, wie die Bewohner unter diesen Umständen fähig sein sollen, eigenständig zu leben, wenn sie nicht fähig seien, Herde, Waschmaschinen und Ähnliches richtig zu bedienen. „Die Behörden müssen in die Pflicht genommen werden“, sagen Karrer und Abazi.
Doris Junger, Sozialamtsleiterin beim Landratsamt Waldshut, erklärt auf Anfrage unserer Zeitung, dass es in der Asylunterkunft in den Langfuhren einen Reinigungsdienst für die tägliche Reinigung gebe. Doch bereits rund fünf Minuten nach deren Arbeit würde sich beispielsweise die Küche im gleichen schmutzigen Zustand befinden, wie zuvor. Dass die Herde nach dem Kochen ausgeschaltet und geputzt werden müssen, wüssten die Bewohner, auch dass sie pfleglich damit umgehen sollten. "Wir sind hinterher“, aber „die einen sind einsichtig, die anderen nicht. Denen fehlt die Wertevorstellung, die wir haben", sagt Junger. Jede Nacht würde der Sicherheitsdienst durch alle Räume gehen, die Herde ausschalten. Sie erhalte von allem Protokolle, erklärt Doris Junger. Doch man müsse sich im Klaren sein: „Wir sind keine Erzieher“ und „ein Asylbewerberheim ist kein Mädchenpensionat."
- wie die Politik ein ernsthaftes Problem in unverantwortlicher Weise zur Herausforderung umettikettiert und zur Chance schönredet.
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