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Donnerstag, 7. Juli 2016

Ende der Willkommenskultur?

Wer gibt den Ton an? Und wem steht wie viel zu? Eine aktuelle Studie zeigt: Die meisten "Alteingesessenen" sind zwar für eine rechtliche Gleichbehandlung von Zuwanderern in Deutschland. Treten die "Neuen" aber allzu fordernd auf, kann die Stimmung schnell kippen. Was die Forscher um den Bielefelder Sozialpsychologen Andreas Zick besonders interessant finden: Auch Deutsche mit ausländischen Wurzeln meinen, dass Zuwanderer in den ersten Jahren nach ihrer Ankunft erst einmal kleine Brötchen backen sollten. Vielleicht spielen da auch ihre eigenen Erfahrungen eine Rolle. Nach dem Motto: "Warum sollte es jemand anders leichter haben als ich." Wie ist es heute um die Willkommenskultur bestellt?
Die Forscher wollten mit ihrer Studie vor allem ausloten, wie es nach dem Zuzug von Hunderttausenden von Flüchtlingen um die sogenannte deutsche Willkommenskultur bestellt ist. Sie stellen dabei fest, dass die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung immer noch hilfs- und aufnahmebereit ist. Gleichzeitig wächst bei den Deutschen der Wunsch nach kultureller Selbstbehauptung und gewissen "Vorrechten" für die "Alteingesessenen". Bei einer Befragung Anfang dieses Jahres forderten knapp 41 Prozent der Deutschen ohne Migrationsgeschichte, wer neu dazugekommen sei, "sollte sich erst mal mit weniger zufrieden geben". Unter den Deutschen mit ausländischen Wurzeln vertraten sogar 51,5 Prozent diese Ansicht. Etwa ein Drittel der Neubürger und der "Alteingesessenen" sind zudem der Meinung, Neuankömmlinge sollten "auf keinen Fall Forderungen stellen oder Ansprüche erheben".
Dass auch viele Menschen, die selbst einmal als Zuwanderer nach Deutschland gekommen waren, diese Ansicht vertreten, hat vielleicht aber auch etwas mit Gerüchten und Falschmeldungen über die Lebensverhältnisse der Asylbewerber und Flüchtlinge zu tun. Besonders hartnäckig hält sich beispielsweise die Mär, jeder Flüchtling erhalte eine Art "Willkommensgeld", weiß die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Aydan Özoguz, zu berichten. Was außerdem auffällt: Immer mehr Deutsche sind der Auffassung, Migranten müssten sich stärker anpassen. Waren es zur Jahreswende 2013/2014 rund 36 Prozent, die dies befürworteten, so verlangt inzwischen jeder Zweite (53,5 Prozent), Migranten hätten sich an Deutsche anzupassen. Unter den Deutschen mit Migrationshintergrund sprechen sich sogar knapp 60 Prozent für eine solche Anpassung aus. Dass Integration am besten funktioniert, wenn sich beide Seiten aufeinander zubewegen, glaubt dagegen nur eine Minderheit. 
Nach Feststellung der Forscher hat die Mehrheit das Gefühl, eigene Traditionen und Werte seien in der jüngsten Vergangenheit vernachlässigt worden. Rund 60 Prozent der Deutschen ohne Migrationsgeschichte halten es demnach für wichtig, "dass wir unsere Identität, Werte und Eigenschaften wieder stärker in den Mittelpunkt rücken". Daraus eine ausgrenzende oder gar rassistische Grundhaltung abzuleiten, wäre jedoch falsch. Es scheint den meisten Menschen eher darum zu gehen, sich angesichts verstärkter Kontakte mit Menschen aus anderen Kulturen darüber klar zu werden, "was unsere eigene Gesellschaft eigentlich ausmacht". 
Was die politisch Verantwortlichen vielleicht aufhorchen lassen sollte: Der Aussage "Wir sollten stärker darauf achten, nicht von den Migranten überrannt zu werden" stimmen inzwischen rund 41 Prozent der Deutschen ohne Migrationsgeschichte zu. Vor zwei Jahren war die Zustimmung zu diesem Satz mit 28 Prozent noch deutlich geringer. Die Zahl derjenigen, die fordern, "wir sollten in der Öffentlichkeit wieder sehr viel selbstbewusster gegenüber Migranten auftreten" stieg im gleichen Zeitraum von 33,5 auf 44,5 Prozent.

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