Großenhain. Götz Lamm winkt ab. Er will sich eigentlich gar nicht mehr mit dem Thema beschäftigen. Welten hätten zwischen den Anforderungen an eine Ausbildung und dem tatsächlichen Stand der Besucher der Jobmesse gelegen. Lehrlinge oder gar Fachkräfte hat die 1. Jobbörse für Asylbeweber im Großenhainer Rathaus im März der Götz Lamm & Co OHG Metalltechnik nicht gebracht.
Viele Flüchtlinge sind gar nicht berechtigt, eine Ausbildung zu beginnen. Für die meisten Ausbildungen wird der Realschulabschluss, mindestens jedoch ein Hauptschulabschluss vorausgesetzt. Der liegt oft aber nicht vor. Daran geknüpft sind Zertifizierungen von Firmen, Ausschreibungen, aber auch die Gesellenausbildung. Integrationspläne der CDU sehen daher vor, erwachsene Asylbewerber bis 25 Jahre in die Schule zu schicken.
Die SZ fragte auch bei den anderen Großenhainer Unternehmen noch einmal nach, die an dieser Jobbörse teilgenommen hatten. Wie haben sich die Dinge inzwischen entwickelt? Was ist herausgekommen? Reinhold Linn, Geschäftsführer der Großenhainer Rehaklinik, zieht für sich wie folgt Bilanz: Von den elf Bewerbern haben vier ein Gesundheitszeugnis vorgelegt und waren zwischenzeitlich auch im Praktikum. Es geht ja darum, dass die Bewerber sich einen Eindruck verschaffen können, ob für sie eine spätere Ausbildung als Gesundheits- und Krankenpfleger infrage kommt.
Die Zeit mit den Leuten gestaltete sich sehr schwierig für unsere Mitarbeiter, weil die betreffenden Personen ganz schlechte Deutschkenntnisse vorzuweisen hatten. Das ist ja auch eine der Forderungen, die von den Teilnehmern an der Veranstaltung gestellt wurden: Als Erstes müssen die Asylbewerber Deutsch können, in der Krankenpflege mehr denn je, weil sie Kontakt zu Menschen haben. „Wir wissen schlicht nicht, ob die Praktikanten Interesse an dem Beruf haben“, sagt Reinhold Linn. Doch die Vorleistung Deutsch plus Schulabschluss könne die Rehaklinik nicht erbringen. Das sei schon eine gesellschaftspolitische Aufgabe.
Dabei hatte die Diakonie schon 40 besser ausgebildete Flüchtlinge im Landkreis ausgesucht, die ihre Daten allesamt auf Karteikarten notierten und quasi im Blind-Date-Verfahren erstmals auf Arbeitgeber trafen. Doch die Probleme sind niedrigschwellig und umfangreich. Auch Frank Richter vom gleichnamigen Reinigungsservice Richter wollte sich im März nach Reinigungskräften umschauen. „Wir hatten einen Somalier im Praktikum. Der war auch fleißig, aber der darf nicht bleiben“, erzählt Frank Richter. „Merken Sie sich Iran, Irak, Syrien und Eritrea“, hatte Gerlinde Franke von der Diakonie den Unternehmern mit auf den Weg gegeben. Die Folge: Der Einzige, der vielleicht Lust zum Arbeiten gehabt hätte, durfte nicht wiederkommen.
Werbefachmann Lutz Werner von der Firma Creative Factory war eigentlich optimistisch, jemanden zu finden. Einfach deshalb, weil er jemanden suchte, der gut englisch spricht. Er will seinen Vertrieb in den englischsprachigen Raum ausbauen. Viel mehr müsste ein neuer Mitarbeiter also zunächst nicht mitbringen. Ausbilden müsste ihn Werner ohnehin von der Pike auf im eigenen Haus. Dementsprechend hat er einigen Aufwand getrieben. „Ich habe vier Gespräche geführt, mein Bruder ist extra von München angereist, weil er perfekt englisch spricht“, so Lutz Werner.
Seine Erfahrung ist ernüchternd: Englischkenntnisse waren so gut wie keine da und was noch schlimmer war, die einfachsten Grundkenntnisse fehlten. Auf das Niveau dritte, vierte Klasse schätzte Werner den Stand seiner Bewerber. So mache Ausbilden keinen Sinn. Neben Deutsch und Schulbildung macht auch der fehlende Führerschein auf dem Land Probleme.
Neu ist deshalb: Ab 1. Oktober ist auch arabisch Prüfungssprache in alle Fahrschulen. Damit ist die Theorieprüfung dann in zwölf Sprachen möglich. Per Computerübersetzung ist das auch kein Problem. Und die Praxis, die Kosten? Roland Thiele von der gleichnamigen Fahrschule ist sich sicher, dass längst über die staatliche Finanzierung des Führerscheins nachgedacht wird. Wie das mit dem praktischen Fahrstunden gehen soll, weiß er allerdings auch nicht.
- wie die Politik ein ernsthaftes Problem in unverantwortlicher Weise zur Herausforderung umettikettiert und zur Chance schönredet.
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