BERLIN. Der Morgen ist noch nicht einmal angebrochen, aber in der Schinkestraße im Norden Neuköllns ist die Nacht für manche vorbei. In den Fenstern gehen die Lichter an, neugierig schauen die Bewohner, was draußen vor sich geht. Polizeibusse stehen vor einem grauen Mehrfamilienhaus aus den 80ern, SEK-Männer mit Sturmhaube spurten durch die graffitibeschmierte Glastür ins Haus, dazu Fahnder mit Drogenhunden. In einem der größten Einsätze seit Jahren durchsuchen seit 4.30 Uhr mehr als 220 Polizisten 18 Wohnungen, Gaststätten und Firmenräume in Neukölln sowie am Stadtrand. 60 SEK-Leute unterstützen die Schutzpolizisten, denn hier geht es um schweres Kaliber - und dass einer schießt, können die Beamten nicht ausschließen. 2003 ist ein Berliner SEK-Mann bei einer versuchten Festnahme getötet worden.
Der Einsatz richtet sich gegen mutmaßlich kriminelle Mitglieder einer der berüchtigten arabischen Großfamilien in der Hauptstadt - die Familie Al-Z.
Die Ermittler kämpfen seit Jahren, und oft vergeblich, gegen mafiöse Strukturen innerhalb großer, gegen die Außenwelt abgeschotteter Familienverbände. Heinz Buschkowsky, lange Jahre Bürgermeister des Bezirks Neukölln, sagt es in einem Interview mit N24 so: "Diese Familien wollen sich nicht integrieren. Sie haben sich hier niedergelassen und machen ihre Geschäfte, das sind Teile der organisierten Kriminalität."
Die jüngste Aktion könnte ein Erfolg werden. Acht Männer im Alter zwischen 20 und 56 Jahren werden festgenommen, gegen alle besteht ein Haftbefehl. Der Sprecher der Polizei, Stefan Redlich, erklärt, was den Verdächtigen vorgeworfen wird: Anstiftung zu einem versuchten, aber nicht vollendeten Auftragsmord, illegaler Waffenbesitz und vor allem die Beteiligung an einem spektakulären Raubüberfall auf die Schmuckabteilung im KaDeWe Ende 2014. In den Wohnungen wird eine Waffe beschlagnahmt, dazu Munition, Bargeld und Schmuck. Ein Abschleppwagen lädt einen nachtblauen Porsche 911 Cabrio auf - er stammt aus dem Besitz eines der Verhafteten und wird laut Polizei zur Vermögenssicherung beschlagnahmt. Dieser Einsatz wurde möglich, weil etwas Seltenes passierte - es sei eine Mauer des Schweigens gefallen, sagt Innensenator Frank Henkel (CDU). Es gibt, und das ist für dieses Milieu höchst ungewöhnlich, "umfangreiche Zeugenaussagen" und Hinweise aus dem Umfeld des Clans zu dem Raubüberfall auf das KaDeWe. Wenige Tage vor Weihnachten 2014 stürmten fünf maskierte und bewaffnete Männer ins Erdgeschoss des Kaufhauses und rafften Beute im Wert von mehr als 800 000 Euro zusammen. Im Frühjahr 2015 nahm die Polizei drei Männer fest. Seit November stehen sie vor Gericht - alle drei sind vorbestraft, zwei hören auf den Nachnamen Al-Z., ein dritter ist ein Cousin der beiden. Verhandelt wird, genau wie bei dem Überfall auf das Pokerturnier vor einigen Jahren am Potsdamer Platz, hier nur der Raub.
Die arabischen Clans mit Tausenden Angehörigen, so sagt ein Ermittler, beherrschten zwar nicht die Stadt, aber ihre Unterwelt. "Zeugen werden ganz schnell mundtot gemacht, mit Gewalt, mit Bedrohungen. Wenn heute acht Leute verhaftet worden sind, heißt das noch lange nicht, dass es auch zu acht Verurteilungen kommt", sagt Buschkowsky. Er spricht von sieben arabischen Clans in Neukölln mit Netzwerken, die Revierkämpfe führten. Wer in Neukölln ein Geschäft eröffne, bekomme Besuch von Schutzgelderpressern.
Auf ein neues Problem wies zuletzt Oberstaatsanwalt Sjors Kamstra in der "Welt am Sonntag" hin: Offenbar haben die Clans Flüchtlinge im Visier, die sie für die Drecksarbeit der Kleinkriminalität anwerben. "Die Flüchtlinge kommen hierher und haben kein Geld", so Kamstra. "Und ihnen wird gezeigt, wie man ungelernt sehr schnell an Geld kommen kann." Ihnen werde gesagt, dass es ihnen in einem deutschen Gefängnis besser gehe als im Krieg.
- wie die Politik ein ernsthaftes Problem in unverantwortlicher Weise zur Herausforderung umettikettiert und zur Chance schönredet.
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