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Montag, 4. April 2016

Griechische Behörden befürchten Gewalt

ATHEN. Georgios Kyritsis, 51, schwarze Hornbrille, grauer Rauschebart, großer Ohrring im linken Ohr, Sprecher des Flüchtlings-Krisenstabs der griechischen Regierung, sprüht mit Blick auf die Umsetzung des Flüchtlingsabkommens zwischen der EU und der Türkei nicht gerade vor Zuversicht. Heute sollen die Abschiebungen in die Türkei beginnen. "Wir rechnen mit dem Ausbruch von Gewalt. Verzweifelte Menschen neigen zur Gewalt", sagt er.
Alles nur Schwarzmalerei? Fest steht: Abgeschoben werden sollen (erst einmal) nur die "neuen" illegalen Einwanderer. Dies sind jene, die seit dem 20. März von der Türkei kommend über die Seegrenze die griechischen Inseln - und damit die EU - erreicht haben. Und davon nur jene, die keinen Asylantrag gestellt haben. So sieht es der EU-Türkei-Deal vor. Am Samstag zählte die Regierung insgesamt 6129 Flüchtlinge und Migranten auf den Inseln Lesbos (3411), Chios (1693), Samos (760), Leros (93), Kos (69), Rhodos (88) sowie Kalymnos (15) - Tendenz weiter steigend. Nach Informationen dieser Zeitung sieht der konkrete Plan in Sachen Abschiebungen so aus: Ab heute um 10 Uhr Ortszeit und bis Mittwoch sollen die beiden türkischen Passagierschiffe "Nazli Jale" sowie "Lesvos" der türkischen Schifffahrtsgesellschaft Tur-Yol insgesamt 750 Migranten vom Hafen in Lesbos' Hauptort Mytilini in die türkische Küstenstadt Dikili bringen. Die Migranten werden zunächst vom Hotspot auf Lesbos mit gecharterten Bussen in den Hafen gebracht. Dann geht es mit den Schiffen weiter. Konkret soll die "Nazli Jale" zwei Mal pro Tag jeweils einhundert Migranten transportieren. Dies sind an den drei Tagen von heute bis Mittwoch sechshundert Migranten. Die "Lesvos" soll zudem einmal pro Tag weitere fünfzig Migranten nach Dikili befördern. Dies sind bis Mittwoch weitere 150 Personen. Jeder der 750 Migranten wird auf der Seereise von jeweils einem Polizisten bewacht. Offenbar werden die Migranten Handschellen tragen. Was aber passiert mit den 47 000 "alten" illegalen Einwanderern in Hellas? Dies sind jene, die rechtzeitig vor dem Inkrafttreten des EU-Türkei-Deals, aber erst nach den faktischen Grenzschließungen auf der berühmt-berüchtigten Balkanroute vor ein paar Wochen hierzulande gestrandet sind. Sie sind auf das griechische Festland gereist. Dort harren sie in landesweit 34 Lagern aus, davon 11 318 unter erbärmlichen Zuständen in Idomeni an Hellas' Nordgrenze und weitere 5084 im Hafen von Piräus.Was dort beinahe zur Tagesordnung gehört: Schwere Zusammenstöße, meist zwischen Syrern und Afghanen. Jubel in Brüssel, Berlin oder Wien über an einigen Tagen gesunkene Flüchtlingszahlen in Hellas nach dem 20. März, die angeblich auf Anhieb die Effizienz des Abkommens belegten, ist jedenfalls verfrüht. Der Rückgang ist maßgeblich auf den just an jenen Tagen starken Wind in der Ost-Ägäis zurückzuführen. Er vereitelte ein Übersetzen der Flüchtlingsboote auf die griechischen Inseln. Zuletzt zählte Hellas nach dem Inkrafttreten des EU-Türkei-Deals in der Spitze bis zu 800 Neuankömmlinge am Tag. Unterdessen entpuppt sich der harsche Vorwurf, wonach die Griechen die EU-Außengrenze zur Türkei nicht ausreichend sicherten, als pure Propaganda. Schon seit Anfang März patroullieren unter deutscher Führung Nato-Schiffe in der Ost-Ägäis. Der Einsatz sollte die Wunderwaffe gegen skrupellose Schlepper und Schleuser sein - offensichtlich ohne Erfolg. Derweil wird die Lage auf Chios immer komplexer. Seit Freitag campieren rund 800 Flüchtlinge, darunter viele Frauen und Kinder, im Hafen. Sie waren Freitag aus dem völlig überfüllten Hotspot Chios ausgebrochen. Sie wollen mit der Fähre nach Piräus - und von dort weiter nach Nordeuropa. Samstag protestierten sie für ihre Weiterreise. Sollten die bereits in Sichtweite abwartenden Spezialeinheiten der griechischen Polizei das Areal gewaltsam räumen, um sie in die Türkei zu "deportieren", wollen sie ins Meer springen, wie sie versichern. Dazu reicht nur ein Sprung. Viele können nämlich nicht schwimmen.

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