Zur Debatte um ein Burka-Verbot in Deutschland, zu Leserbriefen dazu sowie zum Burkini-Verbot in Frankreich, das durch das Oberste Verwaltungsgericht gekippt wurde, schreiben acht Leser.
Es ist doch so, dass in Deutschland der Großteil der Bevölkerung (Mann und Frau) arbeiten muss, wenn sie nicht auf Unterstützung vom Staat angewiesen sein wollen. Ich frage mich nun, in welchem Beruf eine vollverschleierte Frau arbeiten soll, im Büro, als Verkäuferin, Hotel, Gaststätte, Service, Krankenhaus, Altenpflege, im Handwerk oder als Reinigungskraft?
Welcher Betrieb soll sie einstellen? All diese Tätigkeiten kann man nicht ausführen, wenn man so gekleidet ist. Dass sich eine vollverschleierte Frau ans Steuer eines Autos setzt, ist für jeden vernünftigen Menschen unvorstellbar und bedarf keinerlei Diskussionen.
Fallen für diese Personen alle Vorschriften, Hygiene, Unfallverhütung und vieles mehr, was für jeden Arbeitnehmer gilt und auch streng von den einzelnen Instituten kontrolliert wird, weg? Oder geht man schon davon aus, dass diese Frauen nicht selbst für ihren Unterhalt sorgen müssen?
Peter Blankenheim
Der Leserbrief von Herrn Knudsen hat mich persönlich angesprochen. Denn ich als christliche Frau lehne das Tragen von Burka oder Niqab konsequent ab. Ich habe viel Kontakt zu muslimischen Frauen, ob mit oder ohne Kopftuch. Wir können miteinander reden, lachen, zusammen Kaffee oder Tee trinken, gemeinsam etwas planen und natürlich auch Freundschaften schließen.
Aus persönlicher Erfahrung kann ich behaupten, dass dieses mit Frauen, die eine Niqab tragen, nicht möglich ist. Diese Frauen dürfen nur in Begleitung Familienangehöriger das Haus verlassen. Die Kinder aus den Familien dürfen nicht mit Kindern anderer Glaubensgemeinschaften spielen, dies gilt auch für andere muslimische Glaubensrichtungen.
Sie dürfen nicht zu Elternabenden und Frauentreffen. So ist kein Miteinander und keine Integration möglich. Es ist eigentlich keine Diskussion über angebliche Kleidungsstücke, sondern eine radikale Glaubensrichtung, die keine Integration möglich macht.
Sabine Pütz
Es ist schon verwunderlich welche Blüten doch Angst treibt. Wenn in der jetzigen Situation, wo es um die Sicherheit in allen Ländern der Erde geht, diskutiert wird, wie sich Menschen im Sport kleiden, finde ich es verwunderlich, die kostbare Zeit mit solch einem Thema zu verschwenden.
Was machen wir denn nun mit den Tauchern und Surfern, die im Neopren-Anzügen ihrem Sport nachgehen? Haben die denn etwas unter ihren Anzügen zu verbergen oder tragen sie anstatt eines Bleigürtels einen Sprengstoff-Gürtel? Und wenn sie jetzt meinen, das hat mit dem Burkini nichts zu tun, denn der hat ja was mit Islam und Religion zu tun, dann fragen sie mal einen leidenschaftlichen Taucher oder Surfer. Für die ist ihr Sport eine "Religion" - im weitesten Sinne natürlich.
Oder wollen wir mit dieser Diskussion Menschen zwingen, kurze Hosen, Socken und Sandalen zu tragen? Es gibt auch Menschen, die Hautprobleme haben, die vielleicht vernarbt sind oder gegen Sonnenlicht allergisch - wollen wir sie alle entblößen?
Nur die Frauen selbst sollen sich entscheiden, wie sie ungezwungen schwimmen geben können - und wenn sie sich im Burkini wohlfühlen, dann ist es so. Viele von uns reisen gern in ferne Länder und lieben es, neuen Kulturen zu entdecken. Nun müssen wir nicht mehr reisen, um diese Kulturen kennen zu lernen, sie wohnen direkt neben uns.
"Leben und Leben lassen" sollten wir uns auf die Fahnen schreiben und uns überlegen, wie wir wieder in Frieden und ohne Angst miteinander leben können.
Elisabeth Flamm
In Frankreich wurde das Burkiniverbot per Gerichtsbeschluss aufgehoben, und sofort werden hier in den Medien die üblichen Toleranz-Arien von den individuellen Freiheitsrechten angestimmt.
Sollten Frauen außerhalb von Schwimmbädern und Stränden auch im öffentlichen Raum von ihren individuellen Freiheitsrechten Gebrauch machen und im Bikini herumlaufen, würde das wohl als Erregung öffentlichen Ärgernisses verboten.
In gleichem Maße müsste das auch für das demonstrative Zeigen von religiösen Symbolen gelten. Also, nicht nur die Burka verbieten, sondern das Kopftuch auch gleich mit. Der Maßstab unserer Toleranz sollte die Toleranz in islamischen Ländern gegenüber Christen und christlichen Symbolen sein.
Karl Haus
Ein Geständnis vorweg: Mich stört es oft erheblich, wie manche Menschen herumlaufen. Das gilt gelegentlich auch für andersgläubige Frauen. Nur muss ich zugeben, dass Missfallen noch keine Gesetze rechtfertigen. Anders ist es, wenn Kleidung zur Gefährdung unserer Sicherheit missbraucht wird. Und das geschieht nach meiner Überzeugung unstreitig, wenn Menschen sich weigern, in wichtigen Bereichen ihre Identität preiszugeben.
Statt also über Hut, Kopftuch, Haube, enge oder weite Umhänge zu diskutieren, schlage ich ein Vermummungsverbot im sicherheitsrelevanten Bereich vor, damit dort jeder offen sein Gesicht zeigt.
In Deutschland ist Vermummung, die eine "Feststellung der Identität" verhindert, seit 1985 "bei öffentlichen Versammlungen unter freiem Himmel, Aufzügen oder sonstigen öffentlichen Veranstaltungen" verboten.
Das muss aus Sicherheitsgründen erst recht für öffentliche Einrichtungen wie Gerichte, Polizeiwachen, Ministerien, Schulen, Stadtverwaltung und im Straßenverkehr am Steuer von Autos gelten.
Friedemann Weckbach-Mara
Als freie Bürgerin Deutschlands möchte ich freie Sicht auf meine Mitbürger. Das Burka- und Niqabverbot ist längst überfällig, da es, auch wenn bei uns die Religionsfreiheit gesetzlich vorgegeben ist, nicht in unsere Kultur der Freiheit gehört, sich unsichtbar zu machen. Vermummung ist uns untersagt. Warum lassen wir dann Verschleierung zu?
Als besorgte Bürgerin sehe ich nicht ein, warum wir mit unserer eigenen Kultur- und Wertevorstellung immer mehr an den Rand gedrängt werden und Menschen, die sich bei uns überhaupt nicht einfügen wollen, weiterhin ein großzügiges Gast- und Bleiberecht fordern und genießen.
Marlene Gerstenberg
In Frankreich gibt es eine Badeanzugpolizei. Wer zu viel anhat, muss ein Teil ausziehen. Bleibt die Frage: Wie viel Haut muss Frau mindestens zeigen, um den guten Sitten zu entsprechen.
Brigitte Moos
Die quälende Diskussion um ein Vollverschleierungsverbot zeigt ein grundlegendes Problem der deutschen Gesellschaft, mit dem wir in Europa völlig alleine dastehen. Schon geringfügige Forderungen der Anpassung an zugewanderte Menschen werden als Ausdruck von Intoleranz und von rechter Gesinnung, ja mitunter als Anschlag auf die Religionsfreiheit und das Grundgesetz missverstanden.
Woran liegt es, dass in anderen europäischen Ländern, wie zum Beispiel Frankreich, derartige Verbote keinerlei Anstoß erregen und selbstverständlich sind? Und wie kommt es, dass Deutschland zwar mehr Flüchtlinge als fast alle Nachbarstaaten aufgenommen hat, dagegen jedoch die schwächste Hausordnung besitzt?
Eindeutig ist dieses Phänomen eine Nachwirkung des Nationalsozialismus, obwohl - objektiv betrachtet - keinerlei Verbindungen zu den heute drängenden Problemen bestehen. Die Angst, mit rechtem Gedankengut ungerechtfertigt in Verbindung gebracht zu werden, ist bei uns so groß, dass sich die Politiker lieber bedeckt halten und Probleme, die mit Migration zusammenhängen, ignorieren, anstatt sie zu lösen.
Thomas Blankenheim
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