DÜSSELDORF. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) ist zuversichtlich, spätestens bis zum Frühjahr 2017 alle 130 000 in Nordrhein-Westfalen noch offenen Asylverfahren abarbeiten zu können. "Einen Großteil dieser Verfahren werden wir noch in diesem Jahr abwickeln können", sagte am Montag Katja Wilken-Klein, die operative Leiterin des Bamf, in Düsseldorf. Das Bundesamt habe inzwischen "massiv" Personal aufgebaut und sei in der Lage, täglich in NRW bis zu 1800 Asylanträge anzunehmen, so Wilken-Klein.
Die Anzahl der Mitarbeiter des Bamf wurde bundesweit fast verdreifacht: auf 8900. Dadurch konnte die Dauer der Asylverfahren offenbar deutlich verkürzt werden.
Bei den neuen Asylanträgen dauert es in Nordrhein-Westfalen im Schnitt nur noch 1,6 Monate von der Antragstellung bis zur Entscheidung des Bamf. Zuvor waren es an Rhein und Ruhr im Schnitt fast sieben Monate. Besonders gute Aussichten auf Asyl haben Flüchtlinge aus Syrien und aus dem Irak.
Zu langsam, zu wenig Personal, veraltete IT-Ausstattung - das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge geriet im Herbst 2015, auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise, massiv unter Druck. Inzwischen scheint die Behörde so ausgestattet zu sein, dass die vielen offenen Asylverfahren - bundesweit sind es 567 000 - zügig abgearbeitet werden können. Wilken-Klein aus der Bamf-Führungsetage berichtete von großen Fortschritten. In den fünf in NRW neu geschaffenen Ankunftszentren in Dortmund, Mönchengladbach, Münster, Bielefeld und Bonn (in der früheren Ermekeilkaserne) sei es gelungen, die Bearbeitungszeiten von Asylanträgen deutlich zu reduzieren. "Von der Antragstellung bis zur Entscheidung über den Asylantrag vergehen dort bei etwa 50 Prozent der Anträge nur 48 Stunden", sagte Wilken-Klein am Montag vor Journalisten. Nach Informationen dieser Zeitung gibt es aber in NRW noch mindestens 45 000 Flüchtlinge, die zwar registriert wurden, aber noch keinen Asylantrag stellen konnten. Über die Anzahl der Flüchtlinge, die sich bisher noch gar nicht registrieren ließen, kann nur spekuliert werden. Zahlen dazu liegen den Bundes- und Landesbehörden nicht vor.
Flüchtlinge aus Syrien haben nach wie vor gute Chancen auf Asyl in Deutschland. Die sogenannte "Schutzquote" liegt in dieser Gruppe in NRW bei 97 Prozent. Allerdings bekommt inzwischen nur noch jeder zweite syrische Asylbewerber die höchste Schutzstufe, die den Familiennachzug ermöglicht. Der Anteil der Syrer, denen zwar persönlich Asyl gewährt wird, die aber keine Chance haben, ihre Familie nach Deutschland zu holen, nimmt deutlich zu, wie Wilken-Klein erklärte.
77 Prozent der nach NRW geflüchteten Iraker bekommen derzeit Asyl, relativ gute Chancen auf Anerkennung haben auch Iraner (57 Prozent) und Afghanen (47 Prozent).
In der früheren Ermekeilkaserne in Bonn befindet sich eines der fünf neu geschaffenen Ankunftszentren in NRW.
- wie die Politik ein ernsthaftes Problem in unverantwortlicher Weise zur Herausforderung umettikettiert und zur Chance schönredet.
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