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Mittwoch, 10. August 2016

Wirtschaft - Die große Furcht vor dem zweiten Flüchtlingsstrom

Es waren die Topmanager und Ökonomen, es war Deutschlands Wirtschaftselite, die am meisten Zuversicht verbreitete. Ihr machte der Flüchtlingsstrom, der auf das Land zufloss, keine Angst. Im Gegenteil: Die Menschen, die hier Schutz suchten, könnten die ganz großen Probleme der Bundesrepublik lösen – so die Idee. Sie würden die dringend notwendigen Arbeitskräfte sein, die das deutsche Wirtschaftswunder auch in den kommenden Jahren aufrechterhalten. Außerdem könnten die meist sehr jungen Asylbwerber eine Antwort auf die demografische Krise sein, die unserem Land ansonsten droht. Offenbar wurden die Entscheider jetzt von der Realität eingeholt. Denn die Aussicht, dass der Flüchtlingsdeal mit der Türkei platzt und auf die Bundesrepublik ein neuer Ansturm von Asylbewerbern wartet, schreckt sie geradezu auf. Das zumindest zeigt eine Umfrage unter den Mitgliedern des Leaders Parliament, die von Roland Berger und der "Welt" durchgeführt wurde.

Ein neuer Flüchtlingsstrom überfordert das Land 
Deutliche 75 Prozent der Befragten in den Chefetagen sind der Meinung, dass ein neuer Flüchtlingsstrom auf dem Niveau des Vorjahres das Land ökonomisch überfordert. Die Umfrage, an der regelmäßig Führungskräfte der ersten und zweiten Managementebene teilnehmen, offenbart auch die Gründe für den abhandengekommenen Optimismus. Die Entscheider mussten in den vergangenen Monaten erkennen, dass die Mehrzahl der Flüchtlinge keine kurz- und mittelfristige Hilfe für den deutschen Arbeitsmarkt bedeuten. "Die Schwierigkeiten mit den Hilfesuchenden des ersten Zustroms sind offensichtlich", sagt auch Axel Plünnecke, der beim Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) Köln den Bereich Bildung, Zuwanderung und Innovation leitet. Aktuell zeige sich, dass unter den erfolgreichen in der Arbeitswelt integrierten Flüchtlingen rund die Hälfte in Helfertätigkeiten beschäftigt ist. Das in den letzten Jahren zu beobachtende Wachstum in diesem Arbeitsmarktsegment sei seiner Meinung nach jedoch begrenzt, sodass der Übergang einer nächsten größeren Anzahl an Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt eine viel größere Herausforderung wäre. "Die Integration dieser Gruppe dürfte sich deutlich schwieriger gestalten", fasst Plünnecke zusammen. 

Flüchtlinge für Facharbeiterstellen oft ungeeignet 
Der Ökonom beschreibt einen Lernprozess, den Deutschland zuletzt erfahren habe. Die große Zahl der bereits angekommenen Flüchtlinge sei schon jetzt eine große Herausforderung für die Bildungsintegration und die anschließende Integration in den Arbeitsmarkt. "Diese ist mit langem Atem zu schaffen. Erfahrungen der Vergangenheit zeigen, dass es rund fünf Jahre dauert, bis etwa die Hälfte der Flüchtlinge am Arbeitsmarkt Fuß fasst. Dies dürfte auch bei den heute hier lebenden Flüchtlingen gelingen."
Das Problem ist, dass langfristig die Fachkräfteengpässe vor allem in Facharbeiterberufen steigen werden. Bisherige Erkenntnisse zu den Qualifikationen und Sprachkenntnissen der Flüchtlinge zeigen, dass Sprachförderung und Berufsvorbereitung lange dauern. "Viele Flüchtlinge aber müssen aufgrund vieler Brüche im Lebenslauf und finanzieller Engpässe schnell Geld verdienen", sagt Integrationsökonom Plünnecke. Denn langen Weg zur sinnvollen Ausbildung würden deshalb viele von ihnen nicht zu Ende gehen. Die schwierige Integration in den Arbeitsmarkt ist jedoch nur ein Grund, weshalb die deutsche Wirtschaftselite dem Land die Bewältigung eines erneuten Flüchtlingsansturms nicht zutraut. Die Unternehmenslenker erwarten für diesen Fall nämlich auch, dass sich die wachsenden gesellschaftlichen Spannungen zeitnah in der Realwirtschaft niederschlagen werden. Schon der Internationale Währungsfonds (IWF) hatte Anfang dieses Jahres erklärt, dass der Flüchtlingsstrom kurzfristig einen positiven Wachstumseffekt auf Hauptankunftsländer wie Deutschland, Österreich und Schweden haben könne. Allerdings nur dann, wenn es gelinge, viele Asylbewerber relativ schnell gut zu integrieren. Ansonsten drohen vor allem hohe Kosten – und die ließen sich der Bevölkerung auf Dauer nur schwer vermitteln.

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