IDOMENI. Lachende Kinder mit strahlenden Augen - solche Momente gibt es im elenden Flüchtlingscamp Idomeni, wenn die "Rebel-Clowns" (Pallasos en Rebeldía) auftauchen. Sofort scharen sich dann Kinder jeden Alters um die drei Spaßmacher aus Spanien. Da knallen Konfetti-Pistolen, wirbeln bunte Keulen durch die Luft, werden Grimassen geschnitten, und wer Glück hat, ergattert eine schnell geknotete, witzige Luftballon-Figur.
"Die Kinder sind letztlich auf dem ganzen Planeten gleich", sagt einer der drei, der sich "Peter Punk" nennt. "Sie wollen spielen, sie wollen lachen." Die "Rebel-Clowns" treten deshalb dort auf, wo Kinder sonst nichts zu lachen haben: im palästinensischen Westjordanland, in Konfliktregionen Lateinamerikas und jetzt eben im nordgriechischen Idomeni.
Dort sind in diesen Tagen mehr als 10 000 Flüchtlinge unter unmenschlichen Bedingungen gestrandet, weil die sogenannte Balkanroute in die Mitte Europas für sie nun geschlossen ist.
Um die 5000 von ihnen sind Kinder, schätzt Babar Baloch, der Sprecher des UN-Hilfswerks UNHCR in Idomeni, gestern.
Erneut regnet es an diesem Tag, es ist kalt und es ist sehr nass. "Es ist ein humanitärer Notstand, und die Kinder sind besonders durch Erkrankungen gefährdet", betont Baloch. Für die "Rebel-Clowns" manifestiert sich darin das politische Versagen Europas.
Idomeni ist eigentlich eine provisorische Durchgangsstation, unmittelbar an der nun geschlossenen Grenze zu Mazedonien gelegen. Der griechische Staat ist kaum anwesend, private Vereine und unabhängige Organisationen halten unter enormem Einsatz die minimalen Lebensbedingungen aufrecht. Die Organisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) betreibt in Idomeni eine kleine Klinik. "Wir können hier nicht mehr als unmittelbare Nothilfe leisten", erklärt Vize-Koordinator Cristian Reynders.
"Die Zustände hier sind unter allen Standards, sie stellen eine Missachtung der menschlichen Würde dar", fügt er hinzu. Viele Flüchtlinge wärmen sich an Lagerfeuern, in denen sie in Ermangelung von Brennholz Plastikmüll verbrennen, was wiederum hochgiftige Dämpfe freisetzt.
"Wir behandeln immer mehr Kinder mit schweren und komplexen Atemwegsbeschwerden, gestern mussten wir einen Zweijährigen mit Sauerstoff beatmen", erzählt Reynders. Zum Teil kampieren die Flüchtlinge auf dem Bahngleis, das vom griechischen Grenzbahnhof Idomeni nach Mazedonien führt.
Vor drei Tagen kletterte ein kleiner Junge auf einen Waggon und griff in die mit Hochspannung geladene Oberleitung. Durch den heftigen Stromstoß und den Sturz vom Waggon erlitt er erhebliche Verletzungen. Es grenzt an ein Wunder, dass das Kind überlebte. Die MSF-Ärzte konnten sich sofort um den Jungen kümmern, weil sich der Unfall praktisch vor ihren Augen ereignet hatte.
Kamal, ein 39-jähriger Universitätslehrer aus dem irakischen Kirkuk, ist eine Art Sprecher für fünf Familien mit sieben Kindern im Alter zwischen zwei und acht Jahren, die sich auf dem Bahngleis niedergelassen haben. Gerade fängt es wieder an zu regnen, Kinder und Erwachsene ziehen sich in die kleinen Kuppelzelte zurück.
Seit zehn Tagen leben sie nun hier, berichtet Kamal. "Es ist schon sehr schwierig", sagt er. "Die Kinder leiden. Mal ist es ihnen kalt, mal tut ihnen etwas weh, mal jammern sie, dass alles schmutzig ist." In Kirkuk, sagt der ethnische Kurde, hatten sie ein gutes Leben. "Wir hatten ein Haus, ein Auto."
Doch dann rückte die Front zur Terrormiliz Islamischer Staat (IS) immer näher. Ihr Heim kam unter Beschuss. "Ich verkaufte alles, bezahlte 10 000 Euro für die Überfahrt mit dem Boot von der Türkei nach Griechenland und hoffte, dass wir nach Deutschland gehen könnten." Jetzt ist die Gruppe aus Kirkuk ratlos. Niemand hat eine Ahnung, wie es weitergeht.
- wie die Politik ein ernsthaftes Problem in unverantwortlicher Weise zur Herausforderung umettikettiert und zur Chance schönredet.
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