IDOMENI. Hunderte Flüchtlinge haben gestern das improvisierte griechische Lager Idomeni an der Grenze zu Mazedonien verlassen. Die Asylsuchenden stiegen in Busse, die sie für 25 Euro pro Person nach Athen brachten. Das beobachtete ein Reporter der Nachrichtenagentur dpa vor
Ort. Tausende harrten aber immer noch unter widrigen Bedingungen aus, zumeist in Campingzelten unter freiem Himmel.
Babar Baloch, der Sprecher des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR in Idomeni, bezifferte ihre Zahl mit 12 000. Zu Wochenbeginn hatten dort noch mehr als 14 000 gelagert. Mehr als die Hälfte von ihnen sind Frauen und Kinder.
Nach dreitägigen Regenfällen schien gestern erstmals wieder die Sonne. Die Menschen nutzten das bessere Wetter, um ihre durchnässten Decken und Kleidungsstücke zu trocknen.
Die Flüchtlinge sitzen in Idomeni fest, weil die Staaten der Balkanroute nördlich von Griechenland ihre Grenzen für Flüchtlinge zur Wochenmitte auch offiziell geschlossen hatten. Bis zu Wochenbeginn hatte Mazedonien Flüchtlinge in kleiner Zahl - bis zu 250 am Tag - über die Grenze gelassen. Das war ein Fünftel bis ein Zehntel der Anzahl Migranten, die täglich über die Ägäis aus der Türkei nach Griechenland gekommen waren.
Viele Flüchtlinge in Idomeni wissen aber nicht - oder wollen es nicht wahrhaben - , dass ihnen nun der Weg nach Mazedonien und damit in die Mitte Europas versperrt ist. "Wir können nicht zurück", sagte der 26-jährige Imam aus der umkämpften syrischen Stadt Kobane gestern.
Er und seine Freunde würden nun Ausschau nach Schmuggelpfaden über Albanien und über das Meer nach Italien halten. Von einem derartigen Schleichweg ist derzeit allerdings nichts bekannt.
Die in Idomeni festsitzenden Flüchtlinge stammen zum Großteil aus Syrien, etliche auch aus dem Irak. Unter ihnen sind auch viele Kurden, wie die Gruppe aus Kobane. Die Menschen haben häufig traumatische Kriegserfahrungen mit grausamen Belagerungen und entsprechenden Entbehrungen hinter sich. Außerdem kennen sie aus ihren Heimatländern Grenzbalken, die für unbestimmte Zeiten geschlossen sind. Oft bleibt nichts anderes übrig, als lange zu warten.
Dennoch müssten die Mi-granten umgehend in geeignete, feste Unterkünfte im Inneren Griechenlands gebracht werden, betonte der UNHCR-Sprecher Baloch. "Sie müssen dort Zugang zu einem EU-weiten Asylverfahren erhalten", fügte er hinzu.
Insgesamt sind in Griechenland seit der Schließung der Balkangrenzen mehr als 42 000 Menschen gestrandet. Die EU sollte den Großteil von ihnen aufnehmen, unterstrich Baloch. Tatsächlich hatte sich die EU im September des Vorjahres dazu verpflichtet, 160 000 Asylsuchende aus Italien und Griechenland auf die anderen EU-Länder umzuverteilen. Nach UNHCR-Angaben haben aber bislang erst 600 Menschen auf diesem Wege Aufnahme im EU-Gebiet gefunden.
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