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Samstag, 21. Juli 2018

Flüchtlinge als Altenpfleger

DÜSSELDORF. Wenn Daniel Ghanem Juuma (25) und Kamal Murad Siedo (21) durch die Tür kommen, ist die Freude im Seniorenheim groß. Behutsam helfen sie den Bewohnern beim Aufstehen, waschen sie, verteilen Essen oder messen den Blutdruck. „Die Leute freuen sich, wenn wir Deutsch mit ihnen sprechen“, sagt Ghanem Juuma. 2015 flohen die beiden aus dem Irak, seit dem vergangenen Jahr machen sie in Düsseldorf eine Ausbildung zum Altenpflegehelfer.
Die beiden jungen Männer nehmen am Projekt „Care for Integration“ teil, das seit Dezember 2016 an sieben Standorten in NRW läuft. Die Akademie für Pflegeberufe und Management sowie der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste ermöglichen mit Unterstützung des NRW-Gesundheitsministeriums und der Bundesagentur für Arbeit Geflüchteten eine zweieinhalbjährige Berufsausbildung. Eine Vergütung wird dafür nicht gezahlt, die Auszubildenden erhalten aber weiter Geld vom Jobcenter. Das Projekt wird vom Europäischen Sozialfonds mit 550 000 Euro sowie über Bildungsgutscheine der Bundesagentur für Arbeit gefördert. Auch die Jobcenter beteiligen sich. 103 Flüchtlinge machen in Düsseldorf, Münster, Duisburg, Lippstadt/Soest, Heinsberg, Köln und Bielefeld ihre Ausbildung – 27 hatten sie zuvor im Laufe der Zeit abgebrochen. „Rund 60 Prozent sind Männer“, sagt Hannah Kleines, Projektleiterin von „Care for Integration“. „Das gefällt vielen Pflegeheimbetreibern, weil die Frauenquote sehr hoch ist.“ Bevor die Berufsausbildung beginnt, werden die Teilnehmer bis zu zwölf Monate durch Sprachkurse und Informationen über das Berufsleben in Deutschland vorbereitet. Sie kommen unter anderem aus Syrien, Afghanistan und Eritrea – und kennen eine völlig andere Kultur. „Im Irak ist die Familie für die Alten verantwortlich, deshalb mussten wir uns erst daran gewöhnen, dass es Pflegeheime gibt“, sagt Kamal Murad Siedo. Ob Blutzucker messen oder ein offenes Ohr für Sorgen haben: Die angehenden Pfleger packen in allen Bereichen mit an. Ghanem Juuma arbeitete in seiner Heimat als Fotograf und nach seiner Ankunft in Deutschland am Fließband: „Das war langweilig. Ohne Ausbildung geht in Deutschland nichts. Außerdem möchte ich in meinem Leben nicht nur einen Job ausüben, sondern viele Erfahrung sammeln und anderen Menschen helfen.“ Im August gehen die beiden wieder in die Praxisphase und absolvieren ein zweimonatiges Pflegepraktikum in Heimen. Insgesamt umfasst die Ausbildung zwei stationäre sowie zwei ambulante Praktika. In den Theorieblöcken steht medizinischer Hintergrund auf dem Lehrplan, praktische Anwendungen werden als Vorbereitung an speziellen Puppen geübt. „Aufgrund des bestehenden Fachkräftebedarfes in der Pflege wollen wir interessierte und motivierte geflüchtete Menschen für die Altenpflege gewinnen und qualifizieren“, sagt der nordrhein-westfälische Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann. Menschen mit Migrationshintergrund würden bereits seit vielen Jahrzehnten in das deutsche Pflegesystem integriert. „Deshalb wollen wir diese Erfahrungen nutzen, um den geflüchteten Menschen eine Chance zu geben, einen auf Jahre sicheren Beruf zu erlernen“, sagt er. „Berufliche Integration ist ein wichtiger Schlüssel zur gesellschaftlichen Integration.“ Nach Angaben des NRW-Gesundheitsministeriums findet das Projekt viel Beachtung, andere Bundesländer haben demnach bereits angefragt.

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